Gundel Gaukelei, Bibi Blocksberg, die Hexen von Eastwick: An Hexen mangelt es in der Popkultur nicht. Männliche Pendants, also Hexer, gibt es hingegen fast keine. Zum Glück ist da ja diese »Witcher«-Reihe mit dem Hexer Geralt, die mit dem hervorragenden »The Witcher 3« ihren Abschluss fand. Zu dem Zeitpunkt war auch der Titel verarbeitet: »Witcher« ist eine Wortneuschöpfung, die ein bisschen nach männlichen Hexen klingt, aber auch so, als würde da jemand witchen.
Auch Geralt ist kein sonderlich spannender Name. Ja, immer noch besser als Harald oder Ronald. Zumindest der Nachname gibt dem Hexer ein wenig Glanz: von Riva, oder wie Geralt genervt sagt: »von Scheißriva«. In der »Witcher«-Welt sind Hexer sterile und garstige Gestalten, die durchs Unterholz robben und für Geld Monster töten. Anders als Zauberinnen beherrschen sie nur niedere Magie, kennen sich dafür aber exzellent mit Alchemie und Schwertern aus. Auch wegen ihrer gelben Augen bezeichnet die Gesellschaft sie abfällig als »Mutanten«.
Und Geralt, dieser Antiheld, ist genau das, was »The Witcher 3« außergewöhnlich macht. Er ist keine leere Projektionsfläche für Spieler, die es gewohnt sind, als strahlende Helden die Welt zu retten. Sie müssen sich auf Geralt und diese feindselige Welt einlassen. Am Ende zahlt es sich aus – wenn Geralt mehr Menschlichkeit zeigt als die Menschen selbst. Denis Gießler