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Tobias Elsässer

Tobias Elsässer

Mute. Wer bist du ohne Erinnerung? München: Hanser 2024. 304 S., 17 €, ab 14 Jahren

Tobias Elsässer.

Tobias Elsässer erzählt von einer starken Familie, die für ihr Recht auf ein Leben in Freiheit kämpft. Aus Sicht der ältesten Tochter Espe werden Themen wie Adoption, Traumaerfahrung und Jugendpsychologie behandelt. Espe ist sechzehn Jahre alt und lebt mit ihren Adoptiveltern und drei Geschwistern in Deutschland. Wobei – so genau weiß man ihr Alter gar nicht, denn Espe kam als Flüchtlingskind stark unterernährt und ohne Papiere aus Mexiko in ein Waisenhaus in den USA. Die traumatischen Dinge, die sie und ihre Geschwister erlebt haben, werden nur in Bruchstücken geschildert. Doch das Lückenhafte ihrer Geschichte wirkt authentisch, schließlich geht es unter anderem um das Vergessen von schweren Schicksalsschlägen und um das Weiterleben danach. Die Lektüre ist herausfordernd, mit der Altersempfehlung ab 14 Jahren sollte vorsichtig umgegangen werden. Die Erzählung setzt sich aus Tagebucheinträgen zusammen, die Espe während ihrer psychotherapeutischen Behandlung aufschreibt. Darauf beziehen sich auch die fünf Teile, in die das Buch gegliedert ist: »Intuition«, »Sehen«, »Hören«, »Riechen« und »Fühlen« beschreiben psychologische Prozesse des Erinnerns. Jedem dieser Elemente fügt der Autor einleitend eine Definition bei, die auf unbewusste Wahrnehmungen, synästhetische Eindrücke und taktile Illusionen hinweist. Die Geschichte zeigt, wie stark die frühkindliche Prägung die psychische Entwicklung beeinflusst. Hormonelle Veränderungen in der Pubertät wirken dann als Verstärker und manchmal hilft nur noch ein Haustier. Und erst am Ende wird klar, wie das Buch zu seinem Titel kommt. Elena Schneck


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