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Tocotronic

Tocotronic

Golden Years

Golden Years

Wer nach 32 Jahren Bandgeschichte das 14. Album veröffentlicht, hat es sich zweifellos verdient, dieses »Golden Years« zu nennen – Sentimentalitätsüberschussgefahr hin oder her. Die Ex-Hamburger und seit Kurzem – ca. 25 Jahren – in Berlin ansässige Band Tocotronic hat sich das jedenfalls nicht nehmen lassen und setzt nach »Die Unendlichkeit« und »Nie wieder Krieg« erneut aufs bewährte Pathos. Bereits der vorab ausgekoppelte Uptempo-Track »Denn sie wissen, was sie tun« machte dabei deutlich, dass die Band um Sänger und Frontmann Dirk von Lowtzow sich wie bereits auf den drei vorangegangenen Alben von allzu kryptischen lyrischen Pirouetten verabschiedet hat. Oder anders gesagt: »Eins zu eins ist jetzt vorbei« ist längst vorbei. Anno 2025 heißt es in Richtung AfD, FPÖ & Co: »Diese Menschen sind gefährlich, denn sie wissen, was sie tun« und »Darum muss man sie bekämpfen, denn sie werden zahlreicher.« Ja, das kommt mitunter grenzwertig plakativ daher, aber ist trotz alledem immer noch verdammt catchy! Mit »Ein Rockstar stirbt zum zweiten Mal« und »Jeden Tag ein neuer Song« gibt es dieses Mal bloß zwei Songs, die auch nach mehrmaligem Hören nicht so recht zünden wollen. Dem gegenüber stehen mehrere starke wie der Opener »Der Tod ist nur ein Traum«, der Titeltrack oder »Vergiss die Finsternis«. Und mit »Bleib am Leben« präsentieren Tocotronic gar einen waschechten Überhit, der angesichts der politisch-gesellschaftlichen Krisenlage gerade zur rechten Zeit erscheint. Zugleich unterstreicht der Song mit seinen hüsker-düesken Noise-Gitarren- Kaskaden zum vorerst letzten Mal den kaum ersetzbaren musikalischen Mehrwert des langjährigen Lead-Gitarristen Rick McPhail, der nach Beendigung der Albumaufnahmen seinen Ausstieg aus der Band verkündet hat. Luca Glenzer


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