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Tocotronic

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Nie wieder Krieg

Nie wieder Krieg

Tocotronic – die zarteste Versuchung, seit es Revolution gibt. Klassiker des Graffiti wie »Macht kaputt, was euch kaputt macht« sind bei Tocotronic ein mit Dirk von Lowtzows sonorer Stimme gesungenes »Du weißt, ich muss jetzt gehn. Ich kann nur eine Viertelstunde im Schlund überstehen« (»Ich tauche auf«), mit energisch gezupfter Gitarre und flirrendem Bass untermalt. »Nie wieder Krieg« heißt das 13. Studioalbum des Trios. Es ist so politisch, wie der Titel verspricht, gemäß dem Tocotronic’schen Verständnis von Politik, und schließt Zerrissenheit und Liebe ein. So stellen sie die Frage, wie wir leben wollen, und machen dabei klar, wie sie und wie wir nicht leben wollen: mit Diskriminierung, Ausgrenzung oder Hetze … Feine Sahne Fischfilet mögen mehr Schweiß und mehr »F*ck N*z*s«- T-Shirts auf ihren Konzerten haben. Aber die Kraft, die in »Jugend ohne Gott gegen Faschismus« steckt, ist von einer zarten Wucht. Es braucht eine Band wie Tocotronic: die seit 28 Jahren Stellung bezieht, selbstverständlich und ohne je radikal zu wirken. Mehr noch: die zeigt, dass es neben Faschismus auch andere Baustellen gibt. Denn wie kann man von jemandem Mitgefühl und Anstand erwarten, für den noch nicht mal Anti-Faschismus eine Selbstverständlichkeit ist? Diese sanfte Wucht bei Tocotronic ist mehr wert als jede Interpretation der Texte. Das Rätselhafte ist der Reiz. Die Zweideutigkeit der Zauber. Will ich wirklich wissen, dass Dirk von Lowtzow bei einem Satz ein ganz anderes Bild im Kopf hatte? Eins zu eins ist bei Tocotronic schon seit 20 Jahren vorbei und trotzdem sind sie Meister darin, Themen und Gefühle in den lyrischsten Zeilen unzweifelhaft zu vermitteln. Bis hin zur Revolution. Kerstin Petermann


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