Tom Liwa
Eine andere Zeit
Eine andere Zeit
Seit Mitte der achtziger Jahre ist Tom Liwa solo und mit seiner Stammband, den Flowerpornoes, musikalisch aktiv. Jüngst hat er mit »Eine andere Zeit« den geschätzt
39. Frühling seiner Karriere eingeleitet. Wie seine beiden musikalischen Lebensbegleiter
Bob Dylan und Neil Young hat sichLiwa dabei zeitlebens zwischen Riff-orientierter
Rockmusik und folkig-intimem Blues bewegt. Nach der rockigen Flowerpornoes-Platte »Morgenstimmung« aus dem letzten Jahr ist es insofern nur folgerichtig, dass »Eine andere Zeit« wieder reduzierter und zerbrechlicher daherkommt und Liwa die Distortion-Pedale gegen Westerngitarren und Bottlenecks eingetauscht hat. Gleich der erste Track – »Schon wieder Februar« – lässt in prosaischer Weise Erinnerungen vorbeiziehen: »Wir wollten viel weiter / Aber sind nur bis hierher gekommen«, singt Liwa dabei gewohnt schnoddrig, aber nicht schnörkellos, wobei man ihm die Herkunft aus dem proletarischen Milieu des Ruhrgebiets angenehmerweise jederzeit anhört. Ebenso wie Young und Dylan pflegt auch Liwa ein inniges Verhältnis zu sogenannten Longtracks, weshalb auch auf dem neuen Album mit »Hunter«, »Onya«, »Ein halbes Jahr in Thailand« und »Fast schon März auf dem Traumschiff Aida« gleich vier Songs die Spiellänge von sieben Minuten überschreiten. Dabei bietet sich für Liwa die Möglichkeit, seine elegischen, metaphorischen, oft Tagebuch-ähnlichen Texte zu entfalten, die mitten im Winter eine frühlingshafte Aufbruchstimmung zu erzeugen vermögen. Luca Glenzer