Ultima Online (1997)
Der Klassiker
Es war schon ein ziemlich ausgeklügeltes System, das sich Richard Garriott für »Ultima Online« einfallen ließ. In dem ersten modernen Online-Rollenspiel interagierten tausende Spieler miteinander über das damals noch sehr junge World Wide Web. Um eine glaubwürdige Welt zu simulieren, erschuf Garriot mit seinem Team von Origin Systems eine »virtuelle Ökologie«: Pflanzen wuchsen wie in der echten Welt und produzierten Nahrung für Pflanzenfresser, die sich untereinander vermehrten und wiederum von Fleischfressern verputzt wurden. In der Theorie war das eine gute Idee – bis die Spieler auf die Server kamen. Denn alles, einfach alles, was sich auf der Karte bewegte, wurde von ihnen massakriert.
Als eine Heuschreckenplage bezeichnet Garriot sie in einem Interview mit dem Tech-Blog Ars Technica. Die liebevoll gebaute virtuelle Ökologie starb in dem Moment, als die Server ächzend online gingen. Zu groß war die Freude der Spieler, sich über das Web durch eine digitale Welt mit okayer Grafik zu bewegen. Weil sich Spieler damals noch via Modem in das Web einwählten, beliefen sich die Telefonrechnungen bei manchen auf mehrere hundert D-Mark pro Monat. Im August 2021 war das Spiel immer noch live und bietet sogar einen kostenlosen Spielmodus an. Na dann, auf nach Britannia! Denis Gießler