Wiener Philharmoniker

Das Gesetz des Mehrwertes und des Marktes will es so: Weil die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker zu den wenigen Erfolgen gehören, an denen sich die kriselnde Klassik-Industrie noch freuen kann, muss das Konzept erweitert werden. Sommerkonzerte gehören seit einigen Jahren bei allen Orchestern zum guten Ton. Und Hand aufs Herz: Ist es nicht wirklich wundervoll, im Leipziger Rosental mit der Liebsten auf einer Decke zu sitzen und Chianti und klassische Melodien gleichermaßen zu genießen? Zweifellos funktioniert das vor Schloss Schönbrunn genauso gut. Doch die von Sony in Rekordgeschwindigkeit nach dem Wiener Sommernachtskonzert am 20. Juni 2019 auf den Markt gebrachte CD zeigt eben auch, dass später auf Konserve plötzlich doch nicht mehr alles rosarot ist. Da klappern die Holzbläser eigenartig, die Streicher klingen übersteuert und irgendwann ist auch das Konzept von US-amerikanischer Klassik, das Gustavo Dudamel so sympathisch dirigiert, ausgeleiert. Ohne Frage: Das Sommernachtskonzert 2019 mag vor Ort noch so schön gewesen sein – auf CD ist es überflüssig. Hagen Kunze