Wolfenstein: The New Colossus (2017)
Der Klassiker
Hunderte Hakenkreuzflaggen wehen in der US-Stadt Roswell. SS-Schergen ermahnen Ku-Klux-Klan-Anhänger, sie mögen doch bitte ihre Deutschkenntnisse dringend verbessern. Und mittendrin stapft der Widerstandskämpfer BJ Blazkowicz, verkleidet als Feuerwehrmann samt Mini-Atombombe in Form eines Feuerlöschers. In »Wolfenstein: The New Colossus« haben die Nazis den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die USA erobert.
Das will Blazkowicz natürlich mit seiner Widerstandsgruppe verhindern. Zwar hat man schon in früheren »Wolfenstein«-Spielen Nazis gekillt. Das waren aber noch simple Ego-Shooter, die nur Schablonen der NS-Zeit nutzten. Mit dem Jugendschutz hatten sie es deshalb schwer. Hakenkreuze wurden durch andere Motive ersetzt, weil die sogenannte Sozialadäquanzklausel – ganz grob: Es gibt Kontexte, in denen trotz äußerlicher Merkmale eines Straftatbestands keine Straftat vorliegt – für Games lange nicht galt. Ganz anders das neue »Wolfenstein« im Jahr 2017: Es setzte sich Der Klassikerernsthaft mit dem Terrorregime auseinander. In den Zwischensequenzen misshandelt Obernazi Irene Engel etwa ihre eigene Tochter, während sie sich über ihren »widerwärtigen Geist« echauffiert.
Seit 2018 sind Hakenkreuze auch in Games erlaubt, jedenfalls nach Einzelfallprüfung. Daraufhin erschien »Wolfenstein: The New Colossus« auch in Deutschland mit der NS-Symbolik. Umso authentischer wirkt es nun, den Nazis in den Arsch zu treten. Denis Gießler