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Yetundey

Yetundey

Black Friday EP

Black Friday EP

Wenn gegen Ende von »Billo Boss Bitch« nach dem dritten oder vierten Break innerhalb von zwei Minuten die Loriot-Reverenz fällt, ist das so krass deplatziert, dass man das einfach feiern muss. Haken schlagen, thematisch wie musikalisch, kann Yetundey auf jeden Fall ziemlich gut. In besagtem Track besingt und berappt sie zu Trapdrums und Synthies die Jagd nach dem günstigsten Toastbroat im Penny: Charttaugliche Sounds, charttaugliche Texte, die ihre eigene Charttauglichkeit ums Verrecken nicht wirklich ernst nehmen können, dominieren hier wie auf dem Rest von »Black Friday«. In diesem Modus vergreift sie sich auf »Alles für Elise« am ollen Ludwig Van und seinem ewigen Gassenhauer, um daraus eine Hymne auf die zynische Influencerin von nebenan zu stricken, dreht auf »Sieh mich jetzt an« Raptextklischees ins Gegenteil (»früher AMG, jetzt fahr ich S-Bahn / und ich hör die Leute alle lästern / denn ich sitz ohne Louis in der S-Bahn«) und macht in ihrer unerschrockenen Schamlosigkeit weder vor exzessivem Autotune-Einsatz noch vor der Verwurstung der Prinzen halt (»Alles nur gekauft«). Würde Yetundey zwischendurch zum Saxofon greifen und ein zehnminütiges Free-Jazz-Solo zur Melodie von »Blau blüht der Enzian« improvisieren, man würde sich nicht vollends wundern. Das tut sie hier leider nicht, dafür liefert sie eine EP ab, die in ihren besten Momenten nach unberechenbarem Pop klingt, wie ihn in den USA etwa Doja Cat macht. Und was nicht ist, kann ja noch werden. Kay Schier


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