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Abubakar Adam Ibrahim: Wo wir stolpern und wo wir fallen

Abubakar Adam Ibrahim: Wo wir stolpern und wo wir fallen

Abubakar Adam Ibrahim: Wo wir stolpern und wo wir fallen. 360 S.

»Sieh nicht dorthin, wo du gefallen, sondern dorthin, wo du gestolpert bist.« So lautet eines der Sprichwörter, die die Kapitel des vielschichtigen, sprachmächtigen, feinfühligen Romans »Wo wir stolpern und wo wir fallen« von Abubakar Adam Ibrahim einleiten. Wann genau ist Binta, Ibrahims Hauptfigur, gestolpert? Als sie siebzehnjährig mit dem jähzornigen Zubairu verheiratet wurde? Als sie die Regeln im konservativen Norden Nigerias befolgte und Murtala, ihrem Erstgeborenen, keine Beachtung schenkte? Als sie Murtala verlor, weil er auf die schiefe Bahn geriet und von Polizisten erschossen wurde? Als Zubairu bei den blutigen Unruhen zwischen Christen und Muslimen ums Leben kam? Oder ist Binta schon gestolpert, einfach weil sie als Mädchen geboren wurde? Binta ist fünfundfünfzig, als ihr das Unfassbare geschieht: Sie lernt einen Mann kennen, den sie sexuell begehrt – einen sechsundzwanzigjährigen Drogendealer. Zu Recht erhielt Ibrahim den Nigerianischen Literaturpreis für seinen Debütroman. »Wo wir stolpern und wo wir fallen« erzählt die Emanzipationsgeschichte einer zerrissenen Frau. Binta spricht täglich ihre Gebete und blickt doch neidisch auf die folgende Generation. Bintas Töchter dürfen ihren Erstgeborenen ihre Liebe zeigen, sie dürfen sich sogar scheiden lassen. Dieser Generation gehört auch Reza an, Bintas Geliebter. Reza ist auf andere Weise zerrissen – für einen mit seiner Herkunft hält die Gesellschaft nicht viel mehr als eine Karriere als kleiner Gangsterboss bereit. Und doch muss Reza sich selbst von Binta anhören, dass er nur seinen Schulabschluss nachholen müsste, um etwas aus seinem Leben zu machen. Binta und Reza lieben sich nicht nur, sie tragen auch im Kleinen die Konflikte aus, die die Gesellschaft im Großen beschäftigen, so lange, bis ihre Liebe an die Öffentlichkeit gerät – und die beiden nicht mehr stolpern, sondern fallen. Katharina Bendixen


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