Alida Bremer
Träume und Kulissen. Salzburg: Jung und Jung 2021. 352 S., 24 €
Alida Bremer.
Wieder geht es mit Alida Bremer an die Adria. Nach »Olivas Garten« siedelt die seit 1986 in
Deutschland lebende Autorin auch ihren zweiten Roman in ihrer Herkunftsregion Dalmatien an. Ein Apotheker entdeckt im Hafen von Split einen toten Mann, ein Fischer bringt die Leiche zur Polizei. Mehrere drückend heiße Sommertage im Jahr 1936 ermittelt Kommissar Mario Bulat vor sich hin.
Die Stadtbewohner, Industrielle, Marktfrauen, Notare, Dienstmädchen, Kellner, Buchhändlerinnen und Kinder, machen sich derweil ihren eigenen Reim auf den Mord. Den wiederum braucht es, um von den Feindschaften zwischen Königstreuen, Freimaurern, italienischen Faschisten und kroatischen Nationalisten zu erzählen. Und auch deutsche Filmteams in Split, unter ihnen Kommunisten sowie Gestapo-Spitzel, sind alarmiert vom Mord an dem aufstrebenden Reeder. Der
nämlich verdiente sein Geld damit, Menschen bei der Flucht vor dem NS-Regime zu helfen. Die mit römischer Geschichte und Tratsch gesättigte Stadt scheint über den Mord oft mehr zu wissen als der Kommissar. Als Krimi nimmt sich das Buch ohnehin nicht ganz so ernst. Dafür schillert auf jeder Seite Lokalkolorit. In einer der Hauptrollen dabei: die Küche Dalmatiens. Pasta mit allem, was das Meer hergibt, Gulasch mit Njoki, Fladen mit Mangold und Knoblauch. Doch trotz dieser Gaumenfreuden wird fast die Hälfte des Personals am Ende des Romans die Stadt verlassen haben. »Das jugoslawische Königreich wirkte bisweilen wie ein Umschlagplatz, auf dem keine Handelswaren, sondern politische Ideen, nationale Spinnereien, Abenteurer, Agenten und Flüchtlinge verladen wurden.« Auf sehr kurzweilige Art erzählt »Träume und Kulissen« von einem vielsprachigen Split, das heute so nicht mehr existiert. Ulrike Schult