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Alina Bronsky

Alina Bronsky

Pi mal Daumen. Köln: Kiepenheuer und Witsch 2024. 271 S., 19,99 €

Alina Bronsky.

In dunklen Zeiten sollte man sich hin und wieder zurückziehen und mit herzenswarmen Geschichten beschäftigen dürfen. Die Erfolgsautorin Alina Bronsky schafft es, eine solche Wärme inmitten eines Hörsaals einer mathematischen Fakultät zu erzeugen. Die Handlung ihres Romans setzt zu Semesterbeginn ein, zwei Studierende machen miteinander Bekanntschaft: Moni und Oscar. Moni hat drei prekäre Jobs, einen unfähigen Mann, eine deprimierte Tochter und drei Enkel. Oscar wiederum ist zarte 17 Jahre alt und geschlagen mit unsäglicher Arroganz. Weil er selbst aus wohlhabenden Verhältnissen kommt, hat er null Verständnis für Monis Leben, in dem es 53 Jahre lang nur darum ging, für andere da zu sein und das eigene Talent zu vernachlässigen. Andersherum ist es Moni, die schnell begreift, dass der hochbegabte Oscar autistische Züge hat und ab und zu jemanden braucht, der ihn beruhigt oder mit Käsebroten versorgt. Die Figuren sind leicht überspitzt dargestellt, was den vielen anspruchsvollen Themen, die hier aufgeworfen werden – Frausein, Älterwerden, Autismus-Spektrum-Störung – eine niemals unangemessen wirkende Leichtfüßigkeit verleiht. Die Geschichte einer wachsenden Freundschaft ist lustig und spannend erzählt und enthält viele weitere kuriose Charaktere. Und wie es sich für eine ernstzunehmende Komödie gehört, reifen die Figuren an- und miteinander. Die heimliche Heldin des Romans ist Moni. Sie ist voll von absurden Widersprüchen und zugleich kraftvoll und emanzipativ. Kein Wunder, dass dieser Frau innerhalb der mathematischen Fakultät bald die Herzen zufliegen. Dass sich die Autorin mit Moni selbst beschenkt hat, verrät sie übrigens in einem Interview, das dem Roman vorangestellt ist.– Nichts gegen dieses Geschenk einzuwenden! Juliane Zöllner


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