Aminata Touré
Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2021. 272 S., 14 €
Aminata Touré.
Der sogenannte Vorbild-Effekt ist belegt: Wenn Frauen andere Frauen in bedeutsamen Positionen
erleben, steigen ihr Selbstbewusstsein, ihr Potenzial und ihre Motivation. Für mehrfach marginalisierte Gruppen fehlen die Vorbilder häufig, zum Beispiel in der politischen Landschaft Deutschlands. Das Buch »Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt« will genau diese Lücke füllen. Dessen Autorin, die Grünen-Politikerin Aminata Touré, kam 1992 in Neumünster als Kind von geflüchteten Eltern auf die Welt, seit 2017 sitzt sie im schleswig-holsteinischen Landtag. Bis zu ihren Teenager-Jahren lebte sie permanent mit der Gefahr, nach Mali abgeschoben zu werden. Dabei lebte sie dort nie. Ihre alleinerziehende Mutter brachte Touré und ihren Geschwistern früh bei, dass sie als Schwarze Jugendliche und junge Frauen mehr leisten müssen, um dieselbe Anerkennung zu bekommen wie ihre weißen Mitmenschen. Dass nicht-weiße Jugendliche im deutschen Schulsystem aufgrund rassistischer Einstellungen der Lehrkräfte benachteiligt werden und bei gleicher Leistung schlechtere Noten bekommen, wurde mehrfach wissenschaftlich belegt.
Insofern hatte Tourés Mutter, die als Autorin eines der Kapitel im Buch auch selbst zu Wort kommt, recht. Tourés Sprache ist zugänglicher als viele Bücher, die man von Politiker:innen kennt. Das ist wertvoll, weil sie viel vom politischen Alltag erzählt – eine Welt, die für Außenstehende unzugänglich sein kann. Tourés Gedichte zwischen den Kapiteln liefern zudem Einblicke über ihre Innenwelt. Sibel Schick