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Angela Lehner: Vater Unser

Angela Lehner: Vater Unser

Angela Lehner: Vater Unser. 287 S.

Eva Gruber sitzt in einem Polizeiwagen, dessen Sitze nach Nikotin stinken, und hat Durst. Mit diesem Szenario beginnt das Romandebüt der österreichischen Schriftstellerin Angela Lehner, das aus der Sicht von Eva erzählt, wie sie von den Beamten in eine Irrenanstalt gebracht wird und was sie da so macht: Viele Therapiestunden mit Dr. Korb, nachts schreien, den Bruder treffen, sich die Nägel machen lassen, die Mutter nicht empfangen wollen. Doch wieso ist die junge Frau da gelandet? »Na gut, ich habe also eine Kindergartenklasse erschossen«, antwortet Eva ihrem Psychiater. »Sie wissen schon, mit einer Pistole.« Es ist nicht leicht, dahinterzukommen, was das Problem von Eva Gruber ist. Was sie eigentlich will und was genau alles schiefgelaufen ist. Was ist wahr und was ist nur ein schlechter – oder auch ein guter – Scherz? Witzig ist sie, wahnwitzig auch. Böse und gemein und dann doch wieder so liebenswürdig, klug sowieso. Der Leser folgt ihr durch das Irrenhaus, später nimmt sie ihn mit auf einen kleinen Roadtrip durch Dörfer und Wälder Österreichs. Und man folgt ihr widerwillig, weil sie einen nicht in Ruhe lässt. Dabei fragt man sich, wer nun als Nächstes sterben wird und ob überhaupt schon jemand gestorben ist. Der Vater? Die Mutter? Der Bruder? Der Psychiater? Sie selbst? Oder ist es sie, die tötet? Die Autorin Angela Lehner, die bereits einige kleine Literaturpreise und Stipendien bekommen hat, erschafft in ihrem Debüt mit Eva Gruber eine Figur, die man schwer fassen kann, weil sie alle schön manipuliert. »Vater unser« ist ein Roman, der nicht nur wegen seines leuchtend pinken Covers reinknallt, sondern auch wegen seiner kurzweiligen Geschichte über eine Geistesgestörte, die einen auch am Ende noch verwirrt. Juliane Streich


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