Armand Marie Leroi: Die Lagune oder wie Aristoteles die Naturwissenschaften erfand

Unter den Naturwissenschaften gilt ja die Biologie eher als Mädchenfach, begründet hat sie aber kein Geringerer als Aristoteles. Nun ist das mehr als zweitausend Jahre her, und manche seiner Erkenntnisse – zum Beispiel dass Männer mehr Zähne im Mund hätten als Frauen oder dass Delfine schnarchen – müssen heute als überholt gelten. Aber erstaunlich viele seiner Forschungsergebnisse erweisen sich nicht allein als zutreffend, sondern sogar als zukunftsweisend. Zur embryonalen Entwicklung etwa hat der Stagirit Einsichten gewonnen, die sich zum Teil erst im 20. Jahrhundert als richtig herausstellten. Bei seinen Forschungen ist der antike Philosoph vorgegangen wie moderne Biologen. In »Die Lagune oder wie Aristoteles die Naturwissenschaften erfand« erzählt Armand Marie Leroi, Professor für Evolutionäre Entwicklungsbiologie in London, wie Aristoteles am Golf von Kalloni (der »Lagune«) auf der Insel Lesbos seine Forschungsobjekte, Fische, Vögel, Schnecken, beobachtet, seziert, beschrieben und in ein System eingeordnet hat. Sein Buch ist eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Mischung aus Biografie, Wissenschaftsgeschichte, Reisereportage und Essay – vor allem aber eine Hommage an Aristoteles und das wissenschaftliche Denken. Olaf Schmidt