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Beatrix Langner

Beatrix Langner

Ein Romantiker auf Weltreise

Beatrix Langner. 366 S.

Eigentlich hätte Daniel Kehlmann statt Alexander von Humboldt ebenso gut Adelbert von Chamisso (1781-1838) zum Helden seines Romans »Die Vermessung der Welt« machen können. Denn der Kosmopolit, romantische Dichter, Naturforscher, Sprachwissenschaftler und Weltreisende war eine mindestens ebenso beeindruckende Gestalt wie Humboldt und sein Leben sogar noch interessanter. Vorerst gibt es immerhin eine Biografie. Geboren wurde er als Louis-Charles Adélaïde de Chamissot in der Champagne. Als in Frankreich die Revolution ausbrach, floh seine Familie nach Deutschland. Als adeliger, aber verarmter Flüchtling wählte Chamisso eine Karriere beim preußischen Militär, fühlte sich aber bald zum Dichter berufen und nassauerte eine Weile im Dunstkreis der Madame de Staël herum. Chamisso war schon ein ziemlich verkrachter Romantiker, als er auf dem russischen Schiff »Rurik« zu einer Reise anheuerte, die ihn über Süd- und Nordamerika und die Südsee um den ganzen Globus führte. Sein Bericht darüber, die »Reise um die Welt«, gehört zu den schönsten Reiseberichten deutscher Sprache. Zurück in Berlin wurde Chamisso ein angesehener Botaniker.All das erzählt Beatrix Langner so spannend, dass sich ihr Buch streckenweise fast wie ein Roman liest. Leider nimmt sie es mit literaturgeschichtlichen Details nicht immer genau: Da ist etwa von Clemens »von« Brentano die Rede, oder Friedrich Rückert wird der schwäbischen Romantik zugeschlagen. Chamissos berühmten »Peter Schlemihl« handelt Langner ziemlich oberflächlich ab, und als Begründung, warum die kürzlich wiederentdeckten kleinen Erzählstücke »Die Gauner« nicht von Chamisso stammen könnten, erklärt sie apodiktisch, dass »niemand, der auch nur eine Seite Prosa von Chamisso gelesen hat, es für ein Originalwerk halten würde«. Das ist natürlich als Argument ein bisschen matt. Vielleicht hätte Frau Langner doch lieber einen Chamisso-Roman geschrieben. Olaf Schmidt


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