Bell Hooks
Bone Black. Erinnerungen an eine Kindheit. Aus dem Amerikanischen von Marion Kraft. München: Elisabeth Sandmann 2024. 176 S., 24 €
Bell Hooks.
Durch ihre zahlreichen Bücher ist die 2021 verstorbene Bell Hooks auch in Europa längst zu einer prägenden Stimme des Feminismus geworden. Trotz ihrer Bekanntheit bleibt der Hintergrund von Gloria
Jean Watkins alias Bell Hooks – das Schwarze Südstaaten-Amerika mit seiner Religiosität und seiner rassistisch bedingten Armut – für viele Menschen hierzulande fremd.
Aber genau dieser Hintergrund formt den unverkennbaren Feminismus der Liebe von Hooks, die gar im eigenen Elternhaus »Zeugin des Todes der Liebe« geworden ist: Der Vater bedroht die Mutter mit der Pistole in der Hand. Das Kind, zerrissen zwischen Furcht und Zuneigung zur Mutter, wird von beiden zurückgewiesen, als es der Mutter zu Hilfe eilt. Das Mädchen prägt sich gerade im Umgang der Geschlechter miteinander eine zwischenmenschliche Brutalität ein, die erst im religiösen Kontext – jenseits von Rassenschranken – Heilung erfährt.
Bereits 1996 in den USA veröffentlicht, liegen die Geschichten aus Hooks’ Kindheit nun in deutscher Übersetzung vor. Von kindlicher Magie durchzogen, zeigen sie, was es als Kind zu lernen gibt, ohne dass Erwachsene viele Worte darüber verlieren oder Erklärungen abgeben: Sexualität, Schwarz-Sein, Geschlechterrollen, Körperstrafen. Teils in Ich-Perspektive, teils mit Geschichten in dritter Person berichtet Hooks von sich als Problemkind, das nach Bildung hungert. Von der Familie halb verstoßen, von den Weißen nicht akzeptiert, ringt Bell Hooks um ihren Platz in der Welt. Trotz der erfahrenen Einsamkeit dringt die Wärme des Widerstands dieser Vorkämpferin eines afroamerikanischen Feminismus durch ihre Kindheitsgeschichten. Fabian Schwitter