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Benedict Wells

Benedict Wells

Hard Land. Zürich: Diogenes 2021. 352 S., 24 €

Benedict Wells.

Man kann »Hard Land« als Hommage an das Coming-of-Age-Genre oder als hübsch arrangierten Flickenteppich aus Diebesgut verstehen. So lassen sich unübersehbare Anlehnungen an Werke wie Stephen Chboskys »Vielleicht lieber morgen« (engl.: Perks of being a wallflower) oder Christian Krachts »Faserland« vorfinden. Die Zutaten des Romans sind simpel. Man nehme: einen Außenseiter einer US-amerikanischen Kleinstadt der Neunziger, der sich mit ein paar älteren coolen Kids anfreundet und nun den Sommer seines Lebens erlebt. Den ersten Kuss, Mutproben, Drogenkonsum, lauter Anspielungen auf literarische Werke, Filme und Songs. Natürlich gibt es einen Bully, den es zu besiegen gilt. Natürlich fertigt der Außenseiter in diesem Sommer seiner Angebeteten ein Mixtape an. So ähnlich kennen wir das schon aus »Vielleicht lieber morgen«. Durch das Werk von Wells zieht sich außerdem ein Faible für erste Sätze von Romanen, und so bedient sich der Autor für den Beginn seines Werkes an »Salzwasser« (engl.: Salt Water) von Charles Simmons: »In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.« Wie durch diesen Satz angekündigt, wird in »Hard Land«, abgesehen von den ersten Erfahrungen der Jugend, auch sehr berührend das Beziehungsgeflecht der Familie geschildert: der Umgang mit der Krankheit der Mutter sowie der Versuch von Vater und Sohn, das brüchige Verhältnis auszutarieren. Mit seinem Stil passt sich Wells der jugendlichen Sprache des Erzählers an, nutzt humorvolle Metaphern und leicht verständliche Sätze, die jedoch hin und wieder zu poetisch für die jungen Menschen daherkommen. Trotz allen Diebesguts: Vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene bietet »Hard Land« großes Identifikationspotenzial. Eine wunderbare Lektüre, um jederzeit in den Sommer des Lebens einzutauchen. Michelle Schreiber


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