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Christian Kracht

Christian Kracht

Air. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2025. 224 S., 25 €

Christian Kracht.

Christian Krachts neuer Roman beginnt mit einer ausschweifenden Beschreibung eines Zimmers »in einem kleinen Haus am Wasser«, über die man erstmal hinwegkommen muss, bevor es so richtig losgeht – vermeintlich. Doch rasant verschlungene 220 Seiten später liest man den Anfang nochmal und stellt fest, dass es sich bei diesem Einstieg um das erste von vielen Verwirr- und Versteckspielen handelt und die Beschreibungen keineswegs sonderlich ausschweifend sind, sondern in angemessener Länge vieles von dem andeuten, was uns Lesende noch erwartet und nun – beim zweiten Hinsehen – vollkommen sinnvoll erscheinen. Die Erzählung beginnt mit Paul, einem Inneneinrichter in seiner Wahlheimat auf den Orkney-Inseln. So weit, so realistisch. Bereits mit dem zweiten Kapitel wird aber deutlich, dass jede Erwartungshaltung provisorisch über Deck geworfen werden sollte. Die Erzählung wechselt zu dem Mädchen Ildr, das einen geheimnisvollen Fremden trifft (Spoilerwarnung: Wortwitz). Dieser Mann, denn Ildr für einen Magier hält, begleitet sie daraufhin für eine ungewisse Reise durch ungewöhnliche Landschaften. Diese beiden erzählten Welten scheinen recht weit voneinander entfernt zu sein, doch Farben, Muster, Formen, Figuren, Orte und Ästhetik verknüpfen die Geschichten miteinander, noch bevor die Handlung dazukommt, dies ebenfalls zu tun. Und so gerät man auch beim Lesen immer tiefer in den Strudel des Fantastischen – oder besser gesagt des Traumartigen –, der einen erst wieder entlässt, wenn sich der rote Kreis am Ende schließt. Eine Bedeutung all dessen herauszufinden, kann wohl nur nach mehrmaliger Lektüre gelingen. Joachim Kern


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