anzeige
anzeige
Clemens J. Setz

Clemens J. Setz

Heller Stern am Literaturhimmel - Clemens J. Setz »Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes«

Clemens J. Setz. 350 S.

Sie stehen nachts im Licht der Straßenlaternen hinter einem verlassenen Fischrestaurant und warten auf junge, zahlungskräftige Männer, die ihre Dienste in Anspruch nehmen wollen. Es sind ältere Damen, die mit Lesebrillen und Bonbons in der Handtasche ihre Kunden umgarnen; jene wollen sich, und sei es auch nur für ein paar Stunden, das Gefühl von Mutterliebe erkaufen. Die Frauen bekochen ihre Freier, bringen sie zu Bett und lesen ihnen vor, nur um am nächsten Morgen, nach Erhalt des Liebeslohns, wieder zu gehen. Es ist eine surreal anmutende Welt, irgendwo zwischen Einsamkeit und Herzenswärme, in die die Erzählung »Mütter« den Leser entführt. Eine Welt, die der Leser von Clemens J. Setz‹ Erzählungsband »Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes« häufiger betreten wird. »Mütter« ist eine von insgesamt 18 Erzählungen in dem Band, der facettenreich und vielschichtig immer wieder die Frage nach den Grenzen von Schein und Wirklichkeit aufwirft. Etwa in der Geschichte eines Ehepaares, das sich ganz in eine Parallelwelt sexueller Exzesse und Ekstase flüchtet, in ein Spiel zwischen Zwang und Zwanglosigkeit - eine Erzählung voll unterschwelliger Komik und Skurrilität. Ein anderes Mal bietet der Autor dem Leser Einblick in das Seelenleben eines Kindes, dessen Ausbrüche von Gewalt und Sadismus die es umgebende heile Welt in Frage stellen und vage Bilder von der Hölle unter der Oberfläche des bürgerlichen Alltags zeichnen. Einmal subtil, einmal überzogen, oft mit einem Hauch von Selbstironie versehen, stellt jede der Geschichten sowohl inhaltlich als auch sprachlich ein echtes Meisterwerk dar. Kein Zweifel: Der junge Clemens J. Setz leuchtet als ein besonders heller Stern am Literaturhimmel. Markus Tacik


Weitere Empfehlungen