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D. H. Lawrence

D. H. Lawrence

Der Mann, der Inseln liebte. Aus dem Englischen von Manfred Allié. Mit einem Nachwort von Thierry Gillyboeuf. Zürich: Kampa 2021. 93 S., 12 €

D. H. Lawrence.

Auf der ersten Insel baut er sein eigenes Reich auf, er ist »der Herr«, der aufgeklärte Kolonisator, der sich kümmert, nur das Beste für seine Mitmenschen möchte und sein überlegenes Wissen weiterreicht. Doch er muss nach einem Jahr erkennen, dass sein Idyll einer aufgeklärten Gemeinschaft nicht funktioniert, zudem ruiniert ihn die Besiedlung der Insel finanziell und er verkauft sie wieder. Eine neue Insel folgt, kleiner, überschaubarer mit nur wenigen Menschen. Für kurze Zeit scheint er sein Glück und seine innere Ruhe gefunden zu haben. Doch bald stören ihn erneut seine Mitbewohner, die ihn vereinnahmen wollen. Es kommt zu einer Liebesbeziehung, aber er ergreift die Flucht vor der Verantwortung und flieht auf eine noch kleinere Insel. Auf der menschenleeren, dritten Insel kann er seine Misanthropie ausleben, sogar die Schafe müssen seine Insel verlassen, er bricht jeden Kontakt zur Außenwelt ab. Der Winter kommt und verhüllt die Insel und Cathcarts Sehnsuchtsort unter einer dicken Schneedecke. Hier findet er seinen Frieden. Die symbolträchtige Erzählung in bilderreicher Sprache spiegelt auch das unstete Leben von D. H. Lawrence, immer auf der Suche nach einer Heimat. Der Protagonist beginnt als eine Art Robinson Crusoe, aber im Gegensatz zu Crusoe findet Cathcart keinen Frieden, denn er ist nicht der Imperialist, wie er Daniel Defoe vorschwebte. Lawrence, und sein Alter Ego Cathcart, ist vielmehr der geplagte Mensch, auf der Suche nach einer Utopie – eine Geschichte von berückender Aktualität. Joachim Schwend


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