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Die großen Brände

Die großen Brände

Ein Roman von 25 russischen Autoren. Deutsch von Rosemarie Tietze. Berlin: Die Andere Bibliothek 2022. 332 S., 44 €

Die großen Brände.

Wie bewiesen, brennen Bücher sehr gut, und es wäre in der Logik dieses heißen Schundromans, wenn am Ende ein grellgelber Schmetterling entschlüpfte, der einen letzten Funken aufs Papier springen lässt. Denn in der fiktiven Stadt Slatogorsk brennt fast alles: Wohnhäuser, das Theater, ein Archiv, Öltanker, der Pulverturm, ein Kleid und seine Besitzerin, eine Villa. Eine Bibliothek nicht, das geht wohl gegen die Berufsehre von schreibenden Pyromanen. Aber wer zündelt hier? Einst waren viele »Feuer und Flamme« für die Revolution, jetzt ist die neue sowjetische Ordnung da, doch das Durcheinander ist gewaltig. Eine ungeklärte Serie von Bränden in der russischen Provinz macht alle verrückt; es gibt Entführungen, Explosionen, Morde und immer wieder Rauch, Glut, Asche. Ein amüsantes Rätselspiel mit Tempo und Witz – wer die Hälfte kapiert, hat gut aufgepasst. Das Buch erschien 1926/27 in der populären Zeitschrift Ogonjok als Fortsetzungsroman. 25 Autoren traten an: heute große Namen wie Isaak Babel und Alexej Tolstoj, aber auch Avantgardisten und »proletarische « Schriftsteller, Satiriker und Journalisten. Sie hatten nur wenige Vorgaben (irgendwas mit Brand) und die Freiheit, die schrille Kolportage beliebig weiterzudrehen. Wir können nun mit Freude am Experiment verfolgen, wie Figuren und Motive eingeführt, später gewendet, vergessen oder liquidiert werden. Die Handlung ist sehr verworren, nie überblickt man das Ensemble aus Ganoven, Mätressen, Intellektuellen, Bürokraten, Volksleuten und Kommunisten. Nicht zu vergessen die mysteriösen Schmetterlinge – als Boten des Feuers flattern sie auch durch die B-Movie- artigen Illustrationen. Am Schluss wird mit dem Autorenkollektiv abgerechnet, der Ort Slatogorsk für »abgeschafft« erklärt. Genialer Trick! Sven Crefeld


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