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Eva Schmidt: Die untalentierte Lügnerin

Eva Schmidt: Die untalentierte Lügnerin

Eva Schmidt: Die untalentierte Lügnerin. 210 S.

Mit »Ein langes Jahr« stand Eva Schmidt 2016 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. »Die untalentierte Lügnerin« heißt ihr neuer Roman, an dessen Beginn die österreichische Autorin kurz und präzise in die Welt ihrer Protagonistin Maren einführt: Anfang zwanzig, dysfunktionale Patchwork-Familie, wohlstandsverwahrlost, unglücklich. Nachdem sie das Schauspielstudium abgebrochen hat, treibt Maren orientierungslos durchs Leben. Stiefvater Robert bietet ihr nach einem Streit mit der Mutter eine Wohnung an, die er bis dahin vor der Familie geheim hielt. Maren zieht ein und erfährt dort, dass Robert ihre Mutter nie geliebt hat. Überhaupt scheint kein Familienmitglied das Leben zu führen, das es nach außen hin behauptet. Unausgesprochenes und Lügen halten alle auf Distanz zueinander. Auch Maren ist zu einer Meisterin des Redens ohne Inhalt geworden, will sich nicht zeigen, um nicht verletzt zu werden. Doch zugleich ist sie »die untalentierte Lügnerin«. Denn die Beziehungen, die sie auf diese Weise knüpft, gelingen ihr ebenso wenig wie ihren Eltern die Ehe. Am Ende muss sich Maren entscheiden, ob sie weiter verschweigen will, was ihr wichtig ist, und damit riskiert, ihre neue, vertrauensvollere Beziehung zu verlieren. Schmidt schreibt knapp und treffsicher, mit wenigen, kurzen Sätzen charakterisiert sie Orte, Menschen, Situationen. Genauso wortkarg ist ihre Hauptfigur, die ihr angeschlagenes Innenleben vor allem übers Rauchen und Trinken ausdrückt. Diese Prosa berührt mit ihrer fast schmerzhaften Nüchternheit und einer großen Klarheit.  Andrea Kathrin Kraus


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