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Hermann Mensing

Hermann Mensing

Im Herzen der Finsternis

Hermann Mensing. 305 S.

Der Westfale Hans, der Brite Steven und der Österreicher Paul reisen in ihrer Jugend gemeinsam durch Lateinamerika. Im Kampf mit den Eltern, alten Werten und Vorstellungen treibt es sie unter anderem nach Mexiko, Kolumbien und Guatemala, wo sie sich mit Durchfall, Kriminalität, Drogenkonsum und Frauen herumschlagen. Trotz extremer gemeinsamer Erlebnisse kommen sie einander nicht nah. Zu sehr sind sie noch mit sich, ihrer eigenen Vergangenheit und ihrer unklaren Zukunft beschäftigt, die sie immer weiter ins Herz Lateinamerikas treibt. Zwanzig Jahre später treffen sie mit ihren Familien wieder zusammen und ein Unglück passiert, das ihr Leben radikal verändert. Wieder kommen sie nicht voneinander los, obwohl auch zehn Jahre später, als sie sich wieder nur zu dritt treffen, zu viel unausgesprochen bleibt.So verworren und kompliziert wie die Beziehungen der drei Männer untereinander ist auch Mensings Erzählweise, die ständig zwischen den verschiedenen Orten und Zeiten hin und her springt. Wähnt man sich im einen Moment noch in den 60er Jahren in Kolumbien, wird einem im nächsten schon klar, dass die Geschichte schon wieder einen Sprung zum Treffen 30 Jahre später gemacht hat. Nebenher arbeitet Hermann Mensing Themen wie Erinnerung, Liebe und geplatzte Träume ab. Bei diesen philosophischen Intermezzi ist man häufig begeistert von der Leichtigkeit und dem Witz, mit denen der Autor diese hohen Hürden meistert. Allerdings wirkt Mensings Humor oft gezwungen, immer wieder amüsant verpackte Klischees machen stutzig - und viel zu oft fallen Bemerkungen über das große Unglück, das nie wirklich beschrieben wird.Dennoch ist »Pop Life« ein durchaus kurzweiliger Roman, der trotz krasser Bilder Lust aufs Reisen macht und trotz 60er-Jahre-Szenerie aktuell wirkt. Anna-Sophie Weil


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