Ilija Trojanow/Juli Zeh

»Juli Zeh und Ilija Trojanow bedanken sich herzlich bei Kristina Hansen für die hervorragende Recherchearbeit.« - Nach diesem Satz im Impressum will man die Mobilisierungsschrift der preisgekrönten Romanautoren Ilija Trojanow und Juli Zeh bereits weglegen. Wieso schmückt sich der Verlag mit dem Autorenduo, wenn ein anderer die Nachforschungen getätigt hat? Immerhin konnten dadurch ein paar hübsche Zitate kluger Leute zusammengestellt werden - am dankbarsten kann man über das Bonmot Oscar Wildes sein: »Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien.« Ansonsten findet sich in »Angriff auf die Freiheit« eine Aneinanderreihung sicherheitspolitischer Ungeheuerlichkeiten, die im Namen von Sicherheit und dem »Krieg gegen den Terror« durchgesetzt wurden und die fortschreitende Einschränkung von Freiheitsrechten bezeugen. Die Anklage gegen Überwachungs- und Kontrollmechanismen ist in einem alarmistischen Ton gehalten, der über die Länge des Buches nervt.Nicht, dass die Autoren nicht recht hätten. Aber für jeden halbwegs informierten Menschen ist das alles nichts Neues. Obendrein verkennt die Schrift, dass es sich nicht um Angriffe auf den Rechtsstaat handelt, sondern um Angriffe des Rechtsstaats. Wirklich instruktiv ist lediglich das Kapitel, das der Wiederkehr Carl Schmitts, eines Vordenkers des totalitären Staats, in gegenwärtigen rechtspolitischen Debatten nachgeht. Für diese Spurensuche nach primitiver Freund-Feind-Logik hätte allerdings auch ein Essay ausgereicht.Das Buch endet mit einer schwammigen Noch-ist-es-nicht-zu-spät-Rhetorik und lässt die Leserschaft ratlos zurück. Daher sei an dieser Stelle auf den Sammelband »Kontrollverluste« (Unrast Verlag, 240 S., 18 ») als alternative Lektüre hingewiesen. Von der AG Leipziger Kamera herausgegeben, vereint er verschiedene Perspektiven, Beispiele und Interventionsmöglichkeiten zum Thema und geht in seinen Analysen wesentlich tiefer als Trojanow und Zeh. Tobias Prüwer