Wie wird einer Autor, und vor allem: Wie bleibt sie es? Dieser Frage geht eine neue Anthologie nach, in der 19 Autorinnen Auskunft darüber geben, mit welchen Tätigkeiten sie ihre literarische Arbeit finanzieren. In den seltensten Fällen ist das der Buchverkauf. Häufiger sind es Lese- oder Workshophonorare, oft auch das Gehalt als Gabelstaplerfahrer oder Gestalttherapeutin. Die Texte in »Brotjobs & Literatur« reichen von überraschenden Lebensgeschichten bis hin zu zynisch-fröhlichen Tagebucheinträgen, immer wieder geraten die Herkunft und damit das eigene Verhältnis zur Arbeit in den Blick. Unter den versammelten Autorinnen sind glücklicherweise genug, für die Arbeit keineswegs »eher eine Art von Bezug oder Bezüglichkeit, die Möglichkeit, etwas zu geben oder mich in Verbindung zu setzen« (Swantje Lichtenstein) darstellt, sondern eine mal freudvolle, mal entfremdete Tätigkeit, ohne die sie kein Dach überm Kopf besäßen. Entbehrungsreich ist das Autorendasein für fast alle Beitragenden, und manch einer »rechnet sich, um nicht gänzlich die Lust daran zu verlieren, natürlich sein symbolisches Kapital schön«, wie Sabine Scho es mit sympathischer Offenheit beschreibt. Den Mythos, dass die Kunst in ihrer Größe diese Entbehrungen schon irgendwie aufwiegt, zerschlägt Scho dankenswerterweise: Schließlich verdienen an der Literatur beispielsweise Agentinnen oder Literaturhausleiter durchaus akzeptabel. In einem beliebigen Job zu arbeiten und sich dabei sein ökonomisches Kapital schönzureden, ist allerdings auch keine Lösung, und es ist auch nicht zu erwarten, dass das bedingungslose Grundeinkommen die Widersprüche des Spätkapitalismus auflösen wird. Vielleicht bringt Thorsten Krämer es auf den Punkt, indem er eine Parole ausgibt, die weit über den Literaturbetrieb hinausreicht: »Nicht ›Mehr Geld für Kultur!‹, sondern: ›Ein anderer Arbeitsmarkt!‹« Dem wäre noch einiges hinzuzufügen. Aber ich muss jetzt los. Geld verdienen. Katharina Bendixen