anzeige
anzeige
Jan Lindner: Romeo & Julia Reanimiert

Jan Lindner: Romeo & Julia Reanimiert

Jan Lindner: Romeo & Julia Reanimiert. 94 S.

»Romeo und Julia Reanimiert« ist das erste Theaterstück des vielfach ausgezeichneten Autors und Poetry Slammers Jan Lindner. Es ist so lächerlich, dass es fast wieder cool ist. Aber leider nur fast. Mit dem Ziel, den Klassiker dem neuen, digitalen Zeitalter anzupassen, hält sich die Handlung penibel an das Original: Obwohl sie aus verfeindeten Familien kommen, werden Romeo Capriolet und Julia Momentague baes. Es folgen eine Hochzeit, Mord und Totschlag, schließlich die Verbannung. Aber Julia ist eine Ehrenfrau und kann nicht ohne ihren Mann leben. Deswegen führt sie sich rektal Drogen ein und das Buch endet im altbekannten epic fail. Wenn man älter als 13 Jahre ist, fällt es schwer, mit dem Buch zu viben – obwohl es auch dem ein oder anderen Erwachsenen ein Schmunzeln entlocken kann. Die »Prügelapp« zum Beispiel, bei der eine computergenerierte Stimme mit Wörtern wie: »Uff und Argh und Klatsch und Peng« eine Schlägerei untermalt, ist eine nette Spielerei. Aber auch die vereinzelt auftretende oberflye lingo, wie »mundwärts eruptieren«, wird vielleicht der Hit auf der nächsten Gammelfleischparty. Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, ist es aber auch möglich, tiefere Kritik an der heutigen Zeit herauszulesen. So wird die Jugend durch Erwachsene zu sexuellen Handlungen gedrängt und ein Millionär kauft das minderjährige Mädchen, denn »Money macht Geschlechtsverkehr valide«. Jetzt ist die Frage: Soll so ein Buch die Jugendlichen oder Shakespeare verständlicher machen? Da kommt es sicherlich auf den jeweiligen Leser an. Aber jedem, der das Original feiert, wird das Herz bluten. Rant Ende. Dana Haufschild


Weitere Empfehlungen