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Jan Peter Bremer

Jan Peter Bremer

Telefonieren auf Hündisch - »Mit spitzen Ohren« belauscht ein Schriftsteller in Jan Peter Bremers gleichnamigem Kinderbuch die Telefongespräche seiner Hündin

Jan Peter Bremer. 128 S.

Was macht ein Schriftsteller, dem keine guten Geschichten einfallen? Richtig: Er sitzt an seinem Schreibtisch und starrt vor sich hin. Oder schaut aus dem Fenster. Oder beobachtet irgendetwas. Zum Beispiel seinen Hund. Das jedenfalls macht der Schriftsteller in Jan Peter Bremers Kinderbuch »Mit spitzen Ohren«. Und bald bemerkt er, dass regelmäßig um zwölf Uhr das Telefon klingelt und Hündin Inge im reinsten Hündisch - das der Schriftsteller ganz zufällig beherrscht - mit ihrer Hundefreundin Niva telefoniert. Da geht es um langweilige Verwandte, sterbenslangweilige Besuche in Dortmund und todsterbenslangweilige Aufenthalte in Cafés. Der Leser erfährt, dass Ostern für Hunde das ganze Jahr andauert, weil ständig und überall Essensreste versteckt sind, und dass Hunde sich den Osterhasen als eine Art Gorilla vorstellen, denn ein Hase könnte all diese Leckereien ja niemals transportieren.Telefongespräche zwischen zwei Hunden sind irgendwie witzig, doch aus ihnen würde kein eigenes Buch, oder nur ein einigermaßen lahmes: Dass Menschensitten, von Tieren beobachtet, skurril sind, haben schon andere Autoren bewiesen. Bremers Buch besitzt jedoch einen zusätzlichen Dreh: Während nämlich der Schriftsteller gemeinsam mit Hündin Inge auf das Telefonklingeln wartet, verwandelt er sich - zur großen Verwunderung seiner Familie - selbst nach und nach in einen Hund: Er wird verrückt nach Leberwurstbroten. Er beginnt, an allen Gegenständen zu riechen, ehe er sie in die Hand nimmt. Und zu guter Letzt buddelt er im Park tote Ratten aus. Für seine Metamorphose gibt es genügend Gründe: »Als Hund muss man sich nie Sorgen machen und sich um nichts kümmern. [...] Man muss nie im Haushalt helfen, nie den Tisch abräumen oder den Abwasch machen. Dafür kann man viel schlafen, und wenn man ein Hund ist, der wenig Unsinn macht, sind immer alle lieb zu einem.« Und das ist doch eindeutig besser, als Schriftsteller zu sein. Da sitzt man ja doch nur am Schreibtisch und starrt vor sich hin. Oder man kommt auf so liebenswerte Kinderbücher wie dieses. Katharina Bendixen


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