Jochen Schmidt: Zuckersand. 206 S.
»Unsere Enkel werden wiederentdecken, dass das wahre Geheimnis des Glücks in einem echten Interesse an allen Einzelheiten des täglichen Lebens besteht.« Das Eingangszitat stimmt darauf ein, was in Jochen Schmidts sensibler Vater-Sohn-Geschichte im Zentrum steht: die sprudelnde Assoziationskraft eines Mannes, die sich aus seinen unzähligen Alltagsbeobachtungen speist. Der Vater ist fasziniert von Details, von der Beschaffenheit der Dinge und Situationen. Sie füllen seine Gedankenwelt aus, beglücken ihn auf geradezu kindliche Art. Dabei zieht er Verbindungen zur eigenen Kindheit. Auch seine Liebe zum heranwachsenden Sohn Karl ist ein wesentlicher Handlungsstrang. Mit viel Geduld lässt er Karl die sich ihm auftuende Welt erkunden, »denn was wir gezeigt bekommen, können wir nicht mehr selbst entdecken«. Er fühlt sich ein in die Faszination seines Kindes für die Umgebung – erkennt er die doch an sich selbst. Das bildet den Grundtenor von »Zuckersand«. Diese Erkundungstour durch den Alltag wirkt erfrischend, auch weil das Leserinteresse am genauen Hinschauen geweckt wird. Es ist eine, besonders auch durch die klare Sprache und den zügigen Erzählstil, leicht lesbare Lektüre, deren teils skurrile Beobachtungen einen oft innehalten lassen. Ermüdend wird es ab der Hälfte. Da wird einfach der Bogen überspannt, verliert man am Überinteresse des Vaters für Einzelheiten die Geduld, wird das Verständnis für den Sohn ein wenig zu viel. Eine Tiefe entwickelt sich nicht mehr, und das Buch endet, ohne dass man es wirklich zu bemerken scheint.