Johannes Popp. 172 S.
1936 entfernten die Nazis das Denkmal des Komponisten, einstigen Gewandhauskapellmeisters und Leipziger Ehrenbürgers Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) vor dem Gewandhaus. Sein Name und seine Musik sollten aus dem deutschen Kulturleben verschwinden, weil er jüdischer Herkunft war. Deutschland und besonders Leipzig haben also an Mendelssohn einiges gutzumachen. Und das ist auch geschehen und geschieht: 1947 ist Walter Arnolds neue Mendelssohn-Büste an der alten Stelle aufgestellt, im Oktober 2008 eine Nachbildung des ersten Denkmals vor der Thomaskirche eingeweiht worden.Mendelssohns musikalische Begabung wurde früh entdeckt und gefördert. Als Wunderkind musste er dem alten Goethe vorspielen, später wurde er in Paris und London gefeiert. Der Enkel des großen Moses Mendelssohn war ein unermüdlicher Reisender und ein unverbesserlicher Workaholic. Mit nur 38 Jahren starb er an einem Gehirnschlag. Mendelssohn hat das Leipziger Musikleben geprägt wie kein anderer: Er hat die Musik Johann Sebastian Bachs wieder zum Erklingen gebracht, Genies wie Robert Schumann gefördert, dem Gewandhausorchester zu europaweitem Ansehen verholfen und das erste Konservatorium Deutschlands gegründet.Johannes Popp führt uns in seiner kompakten, dabei kenntnisreichen und sehr gut lesbaren Biografie von Station zu Station in Mendelssohns erstaunlicher Karriere: von Hamburg und Berlin über Weimar, London, Rom nach Leipzig. Mendelssohns Musik kommt dabei ein bisschen kurz, aber umso stärker regt sich bei der Lektüre dieses reichhaltig mit Bildern und aktuellen Informationen zu den Erinnerungsorten ausgestatteten Bandes das Bedürfnis, seine Kompositionen selbst zu hören. So wird man sich während des Lesens oder danach mit Sicherheit eine CD mit der Schottischen oder Italienischen Sinfonie einlegen. Und damit hätte Popps Einführung ihren schönsten Zweck erfüllt.