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Julia Deck: Privateigentum

Julia Deck: Privateigentum

Julia Deck: Privateigentum. 144 S.

Charles und Eva Caradec führen ein Leben, das nach außen hin perfekt wirkt. Beide nicht mehr ganz jung, aber attraktiv; wohlhabend dank einer Arbeit, die immer etwas vage bleibt, ziehen sie in ein eigenes Haus in der Pariser Vorstadt. Ein Edel-Öko-Spießertum, umgeben von Bioläden, Kompost und erneuerbaren Energien. Doch ihre Nachbarn machen den Caradecs schon bald die Idylle zur Hölle. Erst fallen die Lecoqs nur durch ihr unangenehmes Verhalten auf, durch laute Partys und gehässige Bemerkungen. Dann wird ein aufdringlicher roter Kater massakriert aufgefunden. Schließlich aber verschwindet die aufreizende Annabelle Lecoq zusammen mit dem kleinen Sohn samt Hund spurlos. Die französische Autorin Julia Deck spinnt ihre Ich-Erzählerin Eva Caradec in ein immer dichter werdendes Netz von Unbehaglichkeiten ein. Schon bald nach ihrem Umzug verliert die gewandte und beruflich erfolgreiche Frau den Boden unter den Füßen. Ist sie dem Leser zu Beginn wegen ihrer übergroßen Selbstbeherrschung noch unsympathisch, nimmt sie im Verlauf der Geschichte mit zunehmend bröckelnder Fassade menschlichere Züge an. »Privateigentum« ist Evas innerer Monolog, den sie an ihren psychisch labilen Mann richtet. Die vorherrschende indirekte Rede liest sich stellenweise etwas unlebendig, passt aber zur Ich-Erzählerin, die sich krampfhaft bemüht, die Fäden ihres Lebens in der Hand zu behalten. Am Ende bleiben – trotz eines befreienden Knalls – einige Fragen offen. Andrea Kathrin Kraus


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