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Julia Friese

Julia Friese

Delulu. Göttingen: Wallstein 2025. 247 S., 22 €

Julia Friese.

Was will man eigentlich vom Leben? Für Res, die Protagonistin in »Delulu«, ist die Sache ziemlich klar: Sie will berühmt werden, am liebsten so berühmt wie Frances Scott, der größte lebende Popstar der Welt. Und dann bekommt die junge Journalistin endlich die Chance, ihr Idol zu treffen, doch ein versehentlicher Griff in eine Steckdose vereitelt es und auch alle weiteren Pläne, die Res im Leben noch hatte. Was folgt, ist ein Fiebertraum, ein Delirium oder einfach eine Sammlung überwiegend zusammenhangloser Gedanken über alles Mögliche. Erstaunlich oft geht es um Frühstücksflocken und Softdrinks, hin und wieder um Kindheitserinnerungen und ganz selten um das interessante Thema der Fremd- und Selbstwahrnehmung. Der Roman ist vollgepackt mit Metaphern und Vergleichen, die beim Lesen sofort Assoziationen mit eigenen Erinnerungen auslösen und quasi in jedem Satz ein neues Bild erschaffen. Und hier liegt das Problem von »Delulu«, denn es gibt kaum mal eine ganze Seite, die nur einem Erzählstrang folgt, geschweige denn eine nachvollziehbare übergeordnete Handlung. Ständig treten neue Figuren auf, von denen wir höchstens den Namen erfahren, aber nicht, was sie mit der Protagonistin zu tun haben. Zudem scheint das Buch noch als Chronik der Medienwelt der letzten 50 Jahre dienen zu wollen – je nischiger, desto besser. Eingestreute Zitate, kursiv und auf Englisch, machen die Verwirrung dann komplett. Kämpft man sich durch diesen Wust an Eindrücken, wird man hin und wieder mit gelungener Reflexion über den Pop- und Medienzirkus belohnt. Die hat man sich dann aber auch wirklich verdient. Alexander Böhle


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