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Madeleine Prahs: Die Letzten

Madeleine Prahs: Die Letzten

Madeleine Prahs: Die Letzten. 304 S.

Ein arbeitsloser Hausmeister, eine alte und eine junge Frau müssen weg. Sie sind die Letzten, die, die noch übrig sind, als man beschließt, ihren Altbau zu sanieren. Die Geschichte, die sich daraufhin entspinnt, erinnert an ein Theaterstück: Vorhang auf für Kramer (Frau und Job verloren), Buttkies (hat Krebs und eine Vergangenheit) und Jersey (hat keinen Nachnamen, dafür eine Katze und ein Drogenproblem). Am Anfang des Buches sind die drei damit beschäftigt, sich selbst, einander und die Welt zu hassen. Zwischen den Kapiteln meldet sich der Erzähler zu Wort – bei dem es sich übrigens um das Haus selbst handelt. Aber gut, es sind ja auch schon Geschichten aus der Sicht von Käfern oder ungeborenen Kindern erzählt worden. Bei aller Uneinigkeit stimmen alle Beteiligten – Kramer, Buttkies, Jersey und das Haus – darin überein, dass sie nicht ausziehen beziehungsweise sanieren lassen möchten. Sie raufen sich zusammen und schmieden einen Plan. Wenn etwas nicht klappt wie vorgesehen, mischt sich das Haus ein und reißt das Ruder rum. Was zum Lachen anregt, wird schließlich lachhaft, am Ende gar lächerlich. Die Komik, die im Klappentext als große Stärke des Romans vorgestellt wird, entwickelt sich zur großen Schwäche. Den Protagonisten wurde ein hartes Schicksal auf den Leib geschrieben, doch bevor ihr Leid spürbar, nachvollziehbar wird, wird ein Witz oder etwas Kitsch dazwischengeschoben, und plötzlich ist alles nicht mehr so wild mit der Drogensucht, dem Verlassenwerden, dem Krebs und der drohenden Wohnungslosigkeit. Die Gegenspieler der drei Letzten sind allesamt seelenlose Unternehmer, cholerische Filialleiter oder oberflächliche Hipster. Wenn es doch nur so einfach wäre. Solange es immer was zu lachen gibt – und sei es auch nur für die, die zugucken –, bleibt Gentrifizierung etwas, das anderen passiert. Die Geschichte von Kramer, Buttkies, Jersey und dem Haus, in dem sie bleiben möchten, nimmt sich am Ende einfach nicht ernst genug, um wirklich berührend zu sein. Linn Penelope Micklitz


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