Manja Präkels
Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte? Essays. Berlin: Verbrecher 2022. 192 S., 19 €
Manja Präkels.
Mit klarer antifaschistischer und antirassistischer Haltung sind Manja Präkels’ vierundzwanzig Essays geschrieben. In ihrem neuen Buch »Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?« greift sie auf Erfahrungen aus den letzten Jahren der DDR, der Wende- und Nachwendezeit zurück und verwebt diese mit Ereignissen, die bis in die aktuelle Gegenwart reichen. Die Autorin betrachtet unter anderem eine »Nachbarschaft,
deren Mischung die weltweiten Verteilungskämpfe und kriegerischen Konflikte der letzten Jahrzehnte abbildet«, die Bundesrepublik (»In den halbleeren Abteilen des
Regionalzugs funken Fahrgäste vielsprachig in andere Provinzen der Welt hinaus«), Odessa und andere Orte. In den Essays zeigen sich die Kontinuitäten und Zusammenhänge zwischen dem Ende der DDR, der Vereinnahmung durch die BRD und heutigen Ressentiments und Hetzjagden deutlich. Präkels schaut genau, mit einem
scharfen, differenzierenden Blick. Ihr zentraler Bezugspunkt ist die Provinz – die vergangene, in der Präkels selbst aufgewachsen ist; die gegenwärtig-abgehängte, auch die durch das Ankommen Geflüchteter und aus den Städten Zugezogener neu belebte. Und die Provinz als Konzept im globaleren Kontext. Präkels kennt sich aus, berichtet von ihren Lesetouren, Begegnungen mit Einheimischen, von ihrer Schlossschreiberinnenzeit mit Hund Scheriff in Rheinsberg und ihren Reisen in ehemalige Sowjet-Republiken.
Sie schreibt Opfer-Geschichten, ohne Opfer zu schreiben, historische Lücken und selten gehörte Stimmen werden erzählt. Die Autorin zieht aus ihren Beobachtungen kluge Schlüsse, die in mir rumoren, mich als jüngere Brandenburgerin aus der Provinz retrospektiv neu schauen, Dinge anders begreifen lassen. »Wahrnehmung als Expander, umflirrt von all den Geistern der Vergangenheit und dem utopischen Leuchten der Möglichkeiten einer radikalen Veränderung der Verhältnisse.« Dieses präzise Schauen bündelt sich in Präkels’ dringlichen Texten, die Fragen in die Welt werfen, die widerhallen. Suse Schröder