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Marko Martin: Dissidentisches Denken – Reisen zu den Zeugen eines Zeitalters

Marko Martin: Dissidentisches Denken – Reisen zu den Zeugen eines Zeitalters

Marko Martin: Dissidentisches Denken – Reisen zu den Zeugen eines Zeitalters. 540 S.

Opposition: In Demokratien ist das ein harmloses Wort, das in den Parlamenten jene Parteien meint, die gerade nicht die Regierung bilden. Außerparlamentarische Oppositionen können über den Druck von der Straße oder NGOs versuchen, ihre Interessen zur Geltung zu bringen. In Diktaturen ist eine oppositionelle Haltung existenzgefährdend. Marko Martin hat Menschen getroffen, die sich durch »dissidentisches Denken« auszeichnen. Skepsis eint die Porträtierten, eine Skepsis gegen vorgefertigte Meinungen und Ideologien. Sie alle entstammen Gesellschaften mit dem vermeintlich höheren Anspruch, also jenen des Ostblocks. Manche teilten anfangs Aufbruchsgefühl oder die Idee des besseren Systems, bis sie erkannten, wie es um die Wahrheit bestellt war. In seinen Texten – stets hat er sich mit den Dissidenten getroffen – charakterisiert Martin besonders das Denken und das Leben mit Haltung seiner Protagonisten, unter denen sich Jürgen Fuchs, Raissa Orlowa-Kopelew, Milan Kundera, Arthur Koestler und Horst Bienek befinden. Ihr Mut, nicht klein beizugeben, Druck und Verfolgung, Veröffentlichungs- oder Berufsverbote, Gefängnis oder Ausweisung hinzunehmen, nötigt Bewunderung ab. Sie haben es sich und anderen nicht leicht gemacht, weil sie einer Überzeugung folgten und folgen. Das ist beeindruckend – gerade auch in einer Gegenwart, von der viele behaupten, sie sei eine DDR 2.0 und man könne nicht sagen, was man denke. Im Spiegel dieser dissidenten Schicksale zeigt sich, wie unrecht die haben, die sich heute in der Diktatur wähnen. In seinem persönlichen Vorwort sucht der Autor nach Verbindungen, knüpft ein »Geflecht«  zwischen den Dissidenten. Denn auch das ist zu erfahren: Viele kennen sich, haben sich gegenseitig unterstützt. Und diese Erfahrung der Solidarität ist bei aller Opposition wichtig. »Allein machen sie dich ein.«  Tobias Prüwer


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