Michaela Weber. 160 S.
Troja ist ja bekanntlich mehrmals untergegangen. Archäologen glauben in der Schicht VII a das homerische Troja, also den Handlungsort des abendländischen Epos schlechthin, der Ilias, gefunden zu haben. Was danach kam, die kümmerlichen Kaffe Troja VII b1 und b2, ist nicht mehr der Rede wert. So ist es auch mit Leipzig: Aus der einstigen Hauptstadt des deutschen Verlagswesens und Buchhandels ist ein verlegerisches Dorf geworden. 23 der knapp 40 Verleger, die darin hausen, hat die Fotografin Michaela Weber in einem Foto- und Interviewband porträtiert. Warum bloß? Natürlich ist die Frage ein bisschen unfair. Vielmehr sollte man fragen: Warum nicht? Denn erstens krickeln bestimmt auch ein paar Nachwuchsarchäologen an Doktorarbeiten über Troja VII b1 ff., zweitens sind die Leipziger Verlegerinnen und Verleger allesamt honorige Leute, die ihr Geschäft mit Leidenschaft, ja Selbstaufopferung betreiben. Über die kann man schon etwas Nettes schreiben. Aber »ein wichtiges Nachschlagewerk«, wie der Klappentext behauptet, ist Webers Buch beim besten Willen nicht geworden, und zwar schon deswegen nicht, weil einige der interessantesten und umtriebigsten Verleger der Stadt darin gar nicht erst vorkommen. Wo ist Lehmstedt? Was ist mit Peter Hinke oder Andreas Heidtmann?Troja VII b2 antwortet nur zum Teil. Und leider hört sich das oft so an: »In der Wertschätzung der Produkte, die sein Haus auf den Markt bringt, liegt für mich der Erfolg des Verlegers« (Dr. Gerald Diesener, Leipziger Universitätsverlag). Wie krass ist das denn! Und wir dachten immer, so ein Verlagshengst wackelt vor Freude mit den Ohren, wenn seine »Produkte« wie altes Brot in den Regalen liegen. Alles in allem: Es wird viel geredet und wenig gesagt. Aber die Fotos sind schön geworden.