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Mit der Faust in die Welt schlagen

Mit der Faust in die Welt schlagen

D 2025, R: Constanze Klaue, D: Anton Franke, Camille Loup Moltzen, Anja Schneider, 110 min

»Frei nach dem Roman von Lukas Rietzschel«, steht im Abspann, aber die Verfilmung ändert nur ein paar Details. Das Wichtigste behält sie bei: Die intensive Stimmung, die das Buch von 2018 ausmacht. Tobias und sein großer Bruder Philipp sind zwei durchschnittliche Jungs in einem durchschnittlichen Ort in der sächsischen Provinz Anfang der 2000er Jahre. Vor allem Tobias leidet unter den Eheproblemen der Eltern, dem Alkoholproblem des Vaters und der Abwesenheit der Mutter, die als Krankenschwester viele Nachtschichten schiebt. Nachdem ihre Schule mit einem Hakenkreuz beschmiert wird, gerät Philipp auch noch in Kontakt mit den örtlichen Neonazis – Tobias ist von da an ganz allein mit seinen Sorgen. »Mit der Faust in die Welt schlagen« handelt nicht von Springerstiefeln und Baseballschlägern, sondern macht deutlich, dass tief verwurzelter Rassismus viele Bevölkerungsschichten durchzieht. Das Schauspiel ist großartig, vor allem das Leid der Kinder nimmt einen mit. Der Film zeigt keine Boshaftigkeit, sondern Verzweiflung und Perspektivlosigkeit. Gleichzeitig wird nichts verharmlost. Ganz ohne plumpe Gewalt entsteht trotzdem immer wieder Brutalität, die Figuren und das Publikum gleichermaßen belastet. Das Ende wirkt etwas abrupt, an diesem Punkt wurden die 300 Seiten des Romans der Zeitspanne von 15 Jahren besser gerecht. Schockierend und sehenswert bleibt der Film aber trotzdem. Alexander Böhle


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