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Nanni Balestrini: Der Verleger

Nanni Balestrini: Der Verleger

Nanni Balestrini: Der Verleger. 152 S.

Ein Mann wird leblos unter einem Strommast in Segrate bei Mailand gefunden. Namenlos und doch bekannt im Italien der siebziger Jahre: Der Verleger. Sein Tod erschüttert die Gesellschaft. Der Roman von Nanni Balestrini basiert auf dem Leben und Sterben des kommunistischen Politikers und linken Aktivisten Giangiacomo Feltrinelli, der als einer der einflussreichsten Verleger der europäischen Nachkriegszeit gilt. 17 Jahre nach dem einschneidenden Ereignis treffen sich vier ehemalige Gefährten des legendären Buchproduzenten – sie wollen einen Film über ihn drehen. Sie erinnern sich, diskutieren – und werden sich einfach nicht einig. Zwei Erzählstränge führen durch die Geschichte. In den ungerade nummerierten Kapiteln finden sich zeitgenössische Dokumente: der Obduktionsbericht, polizeiliche Ermittlungsakten und Artikel zum Tod des Verlegers. Die anderen Kapitel beschreiben die Treffen der Wegbegleiter und den Versuch, ihr Filmprojekt weiterzuentwickeln. In Balestrinis Schreiben spiegelt sich das Lebensgefühl der Zeit: Freiheit und Revolution. Satzzeichen, außer sporadisch eingefügte Fragezeichen, gibt es nicht. Absätze sind scheinbar wahllos gesetzt, schon am Anfang des Buches werden Elemente des Endes vorweggenommen, oberflächliche Schilderungen stehen im Wechsel mit seitenlangen Beschreibungen. Das Buch scheint genauso chaotisch wie die politische Landschaft im Italien der siebziger Jahre. Mit seinem Roman liefert der Autor einen wichtigen Einblick in den Kampf der Linken und die Veränderung ihrer Bewegung nach dem Tod von Feltrinelli. Lea Heilmann


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