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Oyinkan Braithwaite: Meine Schwester, die Serienmörderin

Oyinkan Braithwaite: Meine Schwester, die Serienmörderin

Oyinkan Braithwaite: Meine Schwester, die Serienmörderin. 240 S.

Ab drei Morden gilt man als Serienmörder. Das ergibt eine schnelle Internetrecherche und offenbart Korede, dass ihre Schwester Ayoola nun eine Schwerverbrecherin ist. Beim ersten Mord war sie gerade einmal siebzehn und stark verängstigt. Inzwischen laufen die Taten routiniert ab. Wer wen vorher provoziert, lässt sich nicht immer mit Gewissheit sagen. Fest steht: Ayoola geht als Siegerin aus den Auseinandersetzungen hervor. Und ihre Schwester Korede, Krankenschwester von Beruf, muss anrücken, um die Spuren zu beseitigen. Oyinkan Braithwaites Debütroman liest sich wie ein Thriller, ist aber weit mehr als das. Er ist auch eine anschauliche Studie über die Entstehung von Gewalt. Denn das Messer, mit dem Ayoola regelmäßig zu ihren Geliebten fährt, stammt von ihrem jähzornigen Vater. In Rückblenden wird erzählt, wie dessen Wutausbrüche beide Schwestern geprägt haben. Die Frauen könnten unterschiedlicher kaum sein. Die eine ist attraktiv und einfallsreich. Die andere eher unscheinbar und fleißig – immerhin bringt sie es bis zur Oberschwester. Ihre Beziehung zeichnet sich durch einen starken Familiensinn aus, in den sich aber auch Missgunst und Neid mischen.  Das Durchsetzungsvermögen von Ayoola und Korede lässt sich als Kommentar auf die MeToo-Debatte lesen. Denn das, was die beiden Schwestern betreiben, stellt einen Akt der Selbstermächtigung dar. Vor allem Ayoola kämpft mit den Waffen der Frau – und notfalls mit der Klinge. Wirklich stark sind beide, wie sie im Laufe der Handlung erkennen, nur gemeinsam. Oyinkan Braithwaite hat ein rasantes und zuweilen bitterböses Debüt geschrieben. Vermutlich eines der stärksten der letzten Jahre. Es lehrt, dass Blut dicker ist als Wasser – und sich sein Geruch mit Bleiche überdecken lässt. Im Fall der Fälle.   Tino Dallmann


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