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Raffaella Romagnolo: Bella Ciao

Raffaella Romagnolo: Bella Ciao

Raffaella Romagnolo: Bella Ciao. 528 S.

Die Freundinnen Giulia und Anita leben in einem Städtchen im italienischen Piemont. Wie Schwestern helfen sie sich durch die endlosen Schichten in der Spinnerei, durch die hasserfüllten Tiraden von Giulias Mutter, durch die Armut und die Ungerechtigkeit. Doch als Anita ihre Freundin mit deren Verlobtem Pietro hintergeht, gibt es für Giulia nicht mehr genug Gründe, um in Italien zu bleiben. Ohne ein Wort des Abschieds besteigt sie ein Schiff nach Amerika. In diese Freundschaft bettet Raffaella Romagnolo verschiedene Familiengeschichten ein, verflochten mit den Geschehnissen des 20. Jahrhunderts, die jeweils auf ihre Weise mit der Gewalt der Weltkriege und des Lebens selbst zu kämpfen haben. Sie entfalten sich zu einem detailreichen Gewebe, dessen Fäden die Autorin mit großer Sicherheit in der Hand hält. Es dauert etwas, bis man zu den Figuren, zur wirklichen Lebensader der Handlung durchdringt – aber nicht, weil es ihr an Lebendigkeit mangelt, sondern weil der an Effizienz gewöhnte Leser sanft zurückgehalten und nur Stück für Stück an das ganze Ausmaß der Geschichte herangeführt wird. Jede Episode ist ein neuer Mikrokosmos und ehe man sichs versieht, leidet man mit Figuren, von denen man noch gar nicht wusste, dass man sie ins Herz geschlossen hat. Die Sympathie kommt zögerlich, ist dann aber von überwältigender Entschiedenheit – vielleicht so wie die Sympathie, die Giulia erst für New York und für das Fremde in sich selbst finden muss. Romagnolo springt zwischen Zeiten, Familien und Kontinenten hin und her, pausiert die eine Geschichte und fängt mitten in der nächsten an. Wer sich darauf einlassen kann, hat die Gelegenheit, die ganze Bandbreite der menschlichen Gefühlswelt zu durchleben. Alexandra Huth


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