Tatjana Böhme-Mehner
Leipziger Mörderquartett. Meßkirch: Gmeiner-Verlag 2021. 249 S., 12 €
Tatjana Böhme-Mehner.
Anna Schneider ist Musikredakteurin und wird bei einem Konzert Augenzeugin, als ein Bratscher
von einem Scheinwerfer erschlagen wird. Anna wittert die lang ersehnte Enthüllungsgeschichte, die sie nun ganz groß rauskommen lässt. Sie erforscht die Zusammenhänge und Hintergründe, tatkräftig unterstützt vom Gewandhaus-Bratschisten Habakuk C. Brausewind und einer Mordkommissarin. Glücklicherweise haben Anna und Habakuk viele Freunde in der Musikszene und sammeln immer mehr Hintergrundinformationen. Der tote Bratscher entstammte einer berühmten Leipziger Musikerfamilie, doch seine Homosexualität passte so gar nicht zu dem familiären Selbstverständnis; vor allem seine Mutter, ehemalige Opernsängerin und Grande Dame der Szene, störte sich daran. Zudem war er ein krankhafter Egomane mit extremem Kontrollwahn und niedriger »Frustrationsschwelle«, der seiner Zerstörungswut freien Lauf ließ, wenn etwas nicht in seine Pläne passte. Der Autorin gelingt es, die Spannung langsam zu steigern und die Leser immer wieder mit neuen Informationen auf falsche Fährten zu schicken. Sprachlich überreizt sie gelegentlich mit unpassenden Formulierungen und Wendungen. Die ausführlich beschriebenen persönlichen Probleme der Charaktere lenken von der eigentlichen Geschichte ab und tragen nichts zu deren Entwicklung bei. Anna Schneider und Habakuk Brausewind kommen sich im Laufe ihrer gemeinsamen Ermittlungen immer näher. Zum Schluss nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung, fast ohne Zutun von Anna, Habakuk und der Kommissarin. Der Roman ist eine entspannende und amüsante Lektüre, insbesondere für Leipziger und ganz besonders für solche, die sich schon immer für die Musikszene und deren Hintergründe und Abgründe
interessiert haben. Joachim Schwend