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Ted Gaier: Argumentepanzer

Ted Gaier: Argumentepanzer

Ted Gaier: Argumentepanzer. 215 S.

Straßenproteste in Athen, ein afrodeutsch besetztes bayerisches Theaterstück, Popmusik in Rumänien, der Kampf um die Esso-Häuser in Hamburg, Herbert Grönemeyer (»Diese verdammte arschzugekniffene Landserstimme!«). Es geht durcheinander in diesem Buch, und das nicht zu knapp. Das hat zum einen damit zu tun, dass sein Autor gegen alle möglichen Spielarten kapitalistischer Kultur ins Feld zieht, zum anderen aber auch damit, dass zueinanderpassende Texte im Buch nicht beieinander stehen, was Themen- und Zeitsprünge hervorbringt, die es Nicht-ganz-so-Insidern nicht einfach machen. Die insgesamt 24 »teilnehmenden Beobachtungen« verteilen sich auf drei Kapitel, die einfach I, II und III heißen, aber auch »Vermischtes«, »Musik« und »Vermischtes« heißen könnten, wobei Vermischtes auch Musik enthält. IV versammelt dann (endlich!) 13 Texte von Songs der Goldenen Zitronen, die sich zum Teil mit denselben Themen wie die semijournalistischen Texte befassen – aber natürlich pointierter und geschliffener, schlicht besser sind: »80 Millionen Hooligans«, »Immer diese Widersprüche«, »Der Bürgermeister« oder »Der Investor«. Natürlich geht es ihnen wie allen Songtexten: Man kann sie eigentlich nicht ohne den Liedrhythmus lesen, vermisst deshalb umso mehr die Musik zum (oder im?) Text, was sich noch verstärkt, wenn man irgendwann aus dem Rhythmus rausstolpert, weil man es eben nicht schafft, so viele Worte wie Ted Gaier in eine Zeile zu quetschen. Ach ja: Ted Gaier bildet zusammen mit Schorsch Kamerun seit 1984 den Kern der gar nicht hoch genug einzuschätzenden Band Die Goldenen Zitronen, ist Musiker, Produzent, Regisseur und Teil des »politaktivistischen interventionistischen Performancekollektivs Schwabinggrad Ballett«. Benjamin Heine


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