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Thomas Kunst

Thomas Kunst

Thomas Kunst.

Weil er sie so liebt, oder weil unser Planet nur mit Katzenhilfe zu verstehen ist, lässt Thomas Kunst die Katze bereits im Titel aus dem Sack. Dahinter finden sich: Langgedichte, Sonette, Tanka und Kurzgedichte, und am Ende jedes Kapitels steht ein Brief an seine Katze. »WÜ ist mehr als nur eine Katze. WÜ ist Abholdienst von der Garage und abendliches Seelenheil. WÜ ist Bewegungsmelder und das erste Wesen, das mich morgens vor der Schlafzimmertür schon erwartet. WÜ ist eine Russisch-Blau. WÜ ist auch Wüste mit Wünschen.« Lyriker haben es heute nicht leicht, ihre Kunst an die Leserschaft zu bringen. Weil sie kaum noch jemand liest, sind Gedichtbände kleine geheime Feste der Sprache. Auch Thomas Kunst bietet ein Feuerwerk an Ideen, verwunschenen Sätzen und dick aufgetragenen Lebensweisheiten. Oft liefert er gleich einen handlichen Presslufthammer dazu, mit dem er in der nächsten Zeile wütend seine imaginären Lyrik-Bauten wieder einreißt. Leben heißt Fechten, Dichten heißt zuweilen, dem Elend der Welt die Harke zu zeigen, oder eben den Hammer. Mit codierten Aufträgen wie: »Meine Mama machte sich früher nichts aus ihren Haustürschlüsseln.« schickt Kunst uns nach Mecklenburg, um »einen Knoten in eine eng gewickelte Spirale aus Runddraht zu machen«. Wie schön, rufe ich aus und verkünde staunend Kunstens Kunst: »Die Elstern sind nur Elstern auf dem Feld. Ich habe mich an einem Reh verbrannt / Und sieze keinen Pinguin im Nebel.« Ansehnlicher geht’s nicht: Elstern, ein Reh und Pinguine im Nebel. Und das Ganze komplett ohne zu siezen! Wer sich auf WÜ einlässt, bekommt tausendfachen Lohn in guten Worten aus Thomas Kunsts bizarrer Sprachwelt ausgezahlt. Frank Willmann


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