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Volker Reinhardt

Volker Reinhardt

Voltaire. Die Abenteuer der Freiheit. Eine Biographie. München: C. H. Beck 2022. 608 S., 32 €

Volker Reinhardt.

Wie kein anderer Philosoph und Schriftsteller steht François-Marie Arouet (1694–1778), der sich Voltaire nannte, für die Aufklärung. Auch die Deutschen haben ihn bewundert und verehrt – obwohl uns der Typus des Intellektuellen, den er verkörpert, im Grunde fremd, sogar suspekt ist. Denn im Gegensatz zu seinen deutschen Kollegen philosophierte Voltaire nicht einsam in einer Dachkammer vor sich hin, Monsieur wohnte in Schlössern, liebte kluge Frauen und vermehrte seinen Reichtum durch riskante Finanzgeschäfte. Seine Feinde bekämpfte er unerbittlich und mit allen Mitteln. Aber wenn es sein musste, machte er seinen Kotau vor Staatsmacht und Kirche. Anders als Kant, Fichte, Hegel hat Voltaire kein eigenes philosophisches System geschaffen, dafür zwei Versepen, fünf Geschichtswerke, fast fünfzig Theaterstücke; dazu kommen unzählige Briefe und Kampfschriften. Seine Arbeitskraft war ebenso unermesslich wie sein Ehrgeiz und seine Egozentrik. Wer sein erstaunliches Leben und Werk näher kennenlernen möchte, findet in Volker Reinhardts gut lesbarer Biografie, was sie oder er braucht, zumindest fürs Erste. Sagen wir so: Wir erfahren zwar vieles, zum Beispiel, was sich in all den Dramen und Novellen abspielt, aber letztlich nicht so viel. Wie hat es Voltaire eigentlich geschafft, zu einer intellektuellen Weltmacht zu werden? Wie funktionierte sein europaweites Netzwerk, das es ihm ermöglichte, diese Macht auszuüben? Das hätten wir gerne genauer gewusst. Was soll’s, auf alle Fälle macht Reinhardt Lust auf mehr: nämlich Voltaires Werke selbst zu lesen. Und das ist weiß Gott nicht das Schlechteste, was sich über eine Biografie sagen lässt. Olaf Schmidt


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