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Wolfgang Bauer: Über das Meer

Wolfgang Bauer: Über das Meer

Wolfgang Bauer: Über das Meer. 133 S.

2014 tritt der Reporter Wolfgang Bauer mit falschem Pass eine Reise an – aus Syrien. Sein Ziel: Deutschland. Gemeinsam mit anderen, mit »richtigen« Flüchtlingen, durchlebt er Wochen der Entbehrung, Illegalität, Lebensgefahr. Er wird verhaftet, muss sich und seinen Kollegen, Fotograf Stanislav Krupar, enttarnen. Wenig später sitzt er im Flieger nach Deutschland, für die übrigen Flüchtlinge ist der Weg noch weit. Es sind oft Bürger der syrischen Mittelschicht, die ihre Familien zurücklassen, weil die Situation im Land unerträglich geworden ist. Das Mittelmeer ist nicht länger Sehnsuchtsort für europäische Urlauber, sondern ein Synonym für die Toten, die an den Küsten ertrinken. Auch die Menschen, die Bauer kennengelernt hat, geraten in Seenot, werden entführt, als Geiseln genommen. Mit drei Männern bleibt er in Kontakt, erzählt, nachdem er wieder sicher in Deutschland ist, wie sie es nach Monaten nach Europa schafften. 2014 ist lange her, doch nach wie vor suchen Menschen Schutz in Europa. Wer Bauers Reportage liest, erfährt von den Entbehrungen, den Traumata, den Verlusten. Es ist ein Bericht, der auch nach fünf Jahren noch gelesen werden muss. Das Leid und der Schrecken, von denen er erzählt, gipfeln im Erstarken rechter Parteien, die gegen jene hetzen, die in größter Not zu uns gekommen sind. Nach wie vor ertrinken Flüchtende im Mittelmeer oder sterben während der Reise über das Land. Und immer noch werden sie auf ihrer Flucht und nach ihrer Ankunft ausgebeutet, ihrer Habe beraubt, angegriffen, eingesperrt, misshandelt, traumatisiert. Bauers Reportage endet mit einem Appell, den es noch immer zu hören gilt: »Zwingt die Frauen, Männer, Kinder nicht länger auf die Boote. Öffnet die Grenzen, jetzt. Habt Erbarmen.« Linn Penelope Micklitz


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