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Zuhurs Töchter

Zuhurs Töchter

Samar und Lohan sind tolle Protagonistinnen für einen Dokumentarfilm. Sie funkeln und tragen mit ihrer Ausstrahlung jede Szene. Drei Jahre lang haben die Filmemacher Laurentia Genske und Robin Humboldt die syrischen Trans-Schwestern mit der Kamera begleitet. Einfühlsam erzählt ihr Film von den Konflikten in ihrem Leben, die zunehmen, je weiter sie sich ihrem eigentlichen Geschlecht annähern, auch körperlich zu Frauen werden. Vor allem ihre konservativen muslimischen Eltern haben große Schwierigkeiten mit den Veränderungen. In einer erschütternden Szene erklärt der Vater, dass seine Töchter in Syrien in Lebensgefahr schwebten. Die Verachtung anderer Familien für die beiden verfolgt ihn und seine Frau bis in die deutsche Geflüchtetenunterkunft am Rand von Stuttgart. Wie sie dennoch versuchen zu verstehen, was mit ihren Kindern geschieht, gehört zu den berührenden Stellen in Genskes und Humboldts Dokumentarfilm. Vielleicht gerade auch, weil hier nicht alles harmonisch aufgelöst wird. Weil offen bleibt, was für Eltern und Kinder unvereinbar ist: die Religion und der eigene Körper. Die Eltern können nicht anders, als die geschlechtsangleichende Operation ihrer Kinder als Sünde zu sehen. Gleichzeitig bedeutet das eben nicht, dass sie aufhören, mit Samar und Lohan zu reden. Visuell konventionell inszeniert, liefert »Zuhurs Töchter« auf inhaltlicher Ebene wichtige Denkanstöße. Josef Braun


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