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Kultur

Es war einmal in L.E.

Noch bis 6. September ist in der Moritzbastei die Ausstellung »School of Rock« zu sehen. Sie erzählt von zwei Jahrzehnten Leipziger Musikszene und beleuchtet deren Wurzeln

  Es war einmal in L.E. | Noch bis 6. September ist in der Moritzbastei die Ausstellung »School of Rock« zu sehen. Sie erzählt von zwei Jahrzehnten Leipziger Musikszene und beleuchtet deren Wurzeln

Bei mir waren es die »anderen Bands«, allen voran Die Art, aber auch Die Drei von der Tankstelle, Feeling B oder Die Vision, die Ende der Achtziger plötzlich eine faszinierende Gegenwelt zur DDR-Tristesse eröffneten, die bis heute prägend geblieben ist. »Grey in grey is our city«, sangen Die Art, und besser konnte man es nicht ausdrücken. Dem Leipziger Grau stellten sie existenzialistisches Schwarz gegenüber, musikalisch wie textil. Zelebrierte Hoffnungslosigkeit, die Hoffnung gebar.

Bei mir waren es die »anderen Bands«, allen voran Die Art, aber auch Die Drei von der Tankstelle, Feeling B oder Die Vision, die gegen Ende der achtziger Jahre plötzlich eine faszinierende Gegenwelt zur DDR-Tristesse eröffneten. »Grey in grey is our city«, sangen Die Art, und besser konnte man es nicht ausdrücken. Dem Leipziger Grau stellten sie ihr existenzialistisches Schwarz gegenüber, musikalisch wie textil. Zelebrierte Hoffnungslosigkeit, die Hoffnung gebar.

Dann verschwand das Land und mit ihm die Ödnis. Auf einmal war alles möglich. »I wanna see the wide wide world«, sangen Die Art, wurden und blieben eine erfolgreiche Band, jahrelang. Was ist nicht alles passiert seitdem, wie viele Bands sind entstanden, haben es versucht, waren ganz nah dran (wie Think About Mutation), sind doch nicht groß rausgekommen und formieren sich dessen ungeachtet wieder und wieder zu einer vitalen, teils innovativen Leipziger Musikszene.

Alte »Messitsch«-Cover
Den Weg dahin beschreibt die Ausstellung »School of Rock«, die noch bis Anfang September in den Gewölben der Moritzbastei zu sehen ist. Dieser Weg führte vom Underground der späten Achtziger über die städtischen Rockwettbewerbe der frühen Neunziger, die Party-Gigs der vielgeliebten Ska-Helden von Messer Banzani (»Peace is wonder«), den fulminanten High-Energy-Rock von Think About Mutation und den ironisch unterkühlten Intelligenz-Pop von Unicyleman bis hin zu zeitgenössischen Leipziger Bands wie Galan Pics, Sonic Boom Foundation oder Brockdorff Klanglabor.

Legendär: Think About Mutation
Sofern sie nicht (mehr) als Klang erfahrbar ist, ist diese Geschichte – die Leipziger Schule des Rock eben – in einer Ausstellung naturgemäß nur eingeschränkt vermittelbar. Die Exponate der Schau in der MB lassen denn auch nur erahnen, was einmal war. Für alle diejenigen, die diese Zeiten ganz oder teilweise bewusst miterlebt oder gar geprägt haben, öffnen sie freilich das eine oder andere Fenster in die Vergangenheit und legen verschüttete Erinnerungen frei, die sich manchmal ganz unspektakulär hinter einem mit Schreibmaschine beschriebenen Blatt Papier verbergen.

Zu sehen sind, im Café Barbakane und angrenzenden Räumen, alte Bandposter, Konzerttickets, Fotos, Platten- und Zeitschriftencover (auch der KREUZER ist mehrfach vertreten) und anderes mehr aus zwei Jahrzehnten. Was für eine Zeitspanne! Es lohnt sich auf jeden Fall, die »School of Rock« zu besuchen. Die Chance kommt so schnell nicht wieder.


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