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Kultur

Haushalten im wahrsten Sinne

Nicht waschen putzen kochen, sondern Häuser erhalten – Wiederbelebung der Stadt

  Haushalten im wahrsten Sinne | Nicht waschen putzen kochen, sondern Häuser erhalten – Wiederbelebung der Stadt

Pilaster mit verzierten Kapitellen, Blend-Balustraden und eng stehende Traufkonsolen – all das zeichnet die wunderschöne Gründerzeitarchitektur aus. Betritt man eins dieser alten Häuser steigt einem sofort der staubige Geruch in die Nase. Das verschlungene Treppenhaus liegt unter einem schweren Grauschleier und in den großen hellen Räumen flimmert die dicke Luft in den Sonnenstrahlen.

Pilaster mit verzierten Kapitellen, Blend-Balustraden und eng stehende Traufkonsolen – all das zeichnet die wunderschöne Gründerzeitarchitektur aus. Betritt man eins dieser alten Häuser steigt einem sofort der staubige Geruch in die Nase. Das verschlungene Treppenhaus liegt unter einem schweren Grauschleier und in den großen hellen Räumen flimmert die dicke Luft in den Sonnenstrahlen. Die Architektur und die aufwändigen Details versprühen noch immer ihren Charme von längst vergangener Zeit. 12.500 dieser Häuser stehen in Leipzig, doch viele von ihnen sind dem Abriss geweiht.

Das zu verhindern hat sich der Leipziger HausHalten e. V. zur Mission gemacht. »Endlich mal eine Alternative zu Abriss oder Vollmodernisierung« meint Herr Gerkens des Stadterneuerungs- und Wohnungsbauförderunksamtes der Stadt Leipzig. Lob flattert von allen Seiten und auch überregional ist der Verein für seine Initiative »Wächterhäuser« anerkannt. Wächterhäuser? Es handelt sich um alte lehrstehende Gründerzeithäuser, die durch ihre Lage keinen Absatz auf dem Leipziger Immobilienmark finden. Erbaut wurden sie in der Zeit der Industrialisierung und des Aufschwungs im 19. Jahrhundert, in der der Wohnungsbedarf wuchs und flächendeckend gebaut wurde. Der Boom endete mit dem Börsenkrach 1873. Darauffolgende Kriegszerstörung und der Mangel an Restauration zu DDR-Zeiten ließen die Häuser verfallen. Zwei Drittel konnten durch kostspielige Fördermittel saniert werden. Doch auch die sanierten Häuser finden im Wohnparadies Leipzig schweren Absatz. Es herrscht ein Überangebot an Wohnraum und so wird jedes Renovierungsvorhaben zum Risiko. Besonders betroffen sind Hauptstraßen und die eher weniger attraktiven Stadteile. Dazu kommen die sinkende Geburtenrate, die Abwanderung der Bürger und der Fakt, dass Neubauten immer noch stärker gefördert werden als die Sanierung von Altbauten.

Haushalten e. V.: Übergabe des symbolischen <br>Werkzeugkoffer
Das Problem ist deutlich. Und den Weg vom Problem zum Potenzial setzte dann der HausHalten e. V. um. Ziel des Vereins ist es, die Häuser vor Verwitterung und Vandalismus zu bewahren. Die Grundidee besteht darin »Wächter« für das Haus zu finden und an die Hauseigentümer zu vermitteln. Der »Wächter« kann die Fläche kostenfrei zu gewerblichen Zwecken nutzen, ist jedoch anfangs selber für die Bewohnbarkeit verantwortlich. Heizanschlüsse, Wasser und Strom gehen auf seine Rechnung. Der Vertrag gilt meist fünf Jahre und ist ideal für junge Künstler und Freischaffende – viel Fläche für wenig Geld.

Veganes Café im Wächterhaus: Christoph Liebert und <br>Adel A. Moradi
Diese Chance nutzen auch Christoph Liebert und Adel A. Moradi und werden im nun 12. Wächterhaus in Lindenau ein veganes Cafe eröffnen. »Wir sind sehr zuversichtlich, der Stadtteil wird uns weit bringen«, so die Beiden und nehmen ihren Werkzeugkoffer entgegen, der ihnen symbolisch vom HausHalten e. V. überreicht wird. Die Nummer 23 in der Zschocherschen Straße ist ein Eckhaus, an welchem drei Straßenbahnlinien liegen und es hätte wohl auch nach Sanierungsmaßnahmen keinen Mieter überzeugen können. Besitzer des Hauses war die LWB, die mit der Übergabe am.11. Juli, ein viel versprechendes Pilotprojekt in die Wege leitet und eventuell auch bereit wäre, weitere Immobilien zur Verfügung zu stellen. Vertreten waren auch, die Stadt Leipzig durch Herr Gerkens des Stadterneuerungs- und Wohnungsbauförderunksamtes, Herr Dr. Weigel für Grundsatzfragen für Stadtentwicklung und natürlich Herr Hoffman der LWB. Standortwiederbelebung und Substanzerhalt spielen dabei eine wichtige Rolle, natürlich ist es auch eine Imagefrage, denn »Die Leipziger sind hellwach, wenn es darum geht, was in ihrer Stadt und mit ihrem Erbe passiert«, so Hoffmann.

Ja und das ist auch gut so.


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