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Kultur

50 Meter Schwachsinn sind genug

Warum ich keine Bionade mehr trinke

  50 Meter Schwachsinn sind genug | Warum ich keine Bionade mehr trinke

Arald trinkt, glauben wir dem Fax seiner französischen Freundin, Bier gerne auch mal aus dem Bauchnabel, was »so schön hat geprickelt«. Das sollte er sich beim nächsten Mal reiflich überlegen, denn wir in Leipzig wissen seit ein paar Wochen dank des bayerischen Brausenbrauers Peters mehr übers Prickeln ... Mon Dieu!.

Arald trinkt, glauben wir dem Fax seiner französischen Freundin, Bier gerne auch mal aus dem Bauchnabel, was »so schön hat geprickelt«. Das sollte er sich beim nächsten Mal reiflich überlegen, denn wir in Leipzig wissen seit ein paar Wochen dank des bayerischen Brausenbrauers Peters mehr übers Prickeln ... Mon Dieu!. Nicht neckischem Vorspiel dient der Kohlensäure feines Bläschenplatzen, oder ganz profan dem wohligen Rülpser am Fuße einer Flasche Erfrischungsgetränkes, jedenfalls nicht nur, sondern wesenhaft eher der Vorbereitung großer Veränderungen »Jede Revolution beginnt mit einem leichten Prickeln« heißt es da in gigantischen Lettern vis à vis der Ostseite des Hauptbahnhofes.

Nee, doch nicht.
Revolution? War das nicht dieses beflügelnde Feature, wo viele Leute mit vielen Dingen aus guten Gründen nicht recht einverstanden waren, diese aber nicht durch eines oder mehrere freundliche Gespräche mit den Verursachern des Unwohlsein aus der Welt schaffen konnten und deshalb – als, wie es so schön heißt, die Zeit reif war – mit Wagemut und gerechten Zorn auf den Putz klopften. Was aber, wenn – wie meist – die Zeiten wider Erwarten andere waren, die nun Bedrohten und Verdroschenen, ob Mit- oder Vorläufer der alten Verhältnisse, nicht so prall fanden und sich eifrig wehrten. Die Vorstellung, wie die Pariser mit frohgemutem Prickeln im Bauchnabel oder sonstwo die Bastille stürmen, um endlich die französische Revolution zu beginnen, kann nur dem Hirn koksender Dada-Werbetexter plausibel sein oder – sehr empfehlenswert – dem Irrsinn diverser Web-Sloganizer. Die Kostprobe:»Happy mit Prickeln, standhaft und revolutionär!« entstammt der Eingabe »Prickeln/revolutionär/beginnen« im Sloganizer des Goethe-Instituts (siehe Link unten).

Wahrscheinlich ist aber alles viel banaler, in einem semantischen Tollhaus, in dem jeder neue Kotflügel eines inferioren Mittelklassewagens (Drive the revolution .- Mazda, Die Revolution geht weiter., Renault etc.) bereits als revolutionär gefeiert wird und jede hingerotzte Banalität weltverbessernden Genialitätsanspruch behaupten darf. Doch selbst dann – nimmt denn hier irgendetwas unter leichten Prickeln seinen Anfang. Auch unter radikaler Verengung des Revolutionsaspektes auf die eigene Erfindung der Zuckerfermentation in nicht alkoholische Gluconsäure, begann jene ja nicht aufgrund eines Prickelns, sondern infolge der Notwendigkeit, die Pleite der familieneigenen Brauerei abzuwenden.

Mir jedenfalls wird das zu heiß mit Revolutionen aus dem Geiste der Flasche. Wer kann wissen, was mit (H)arald und uns passiert, wenn er das nächste Mal erneut sein Bierglas nicht findet und im letzten Schlürfen am Rande der Abschleppöse zum Helden eines veritablen Aufstandes mutiert.


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