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Kultur

Grüße aus Klein-Venedig

Mit dem Architekten Bernd Sikora unterwegs im Waldstraßenviertel

  Grüße aus Klein-Venedig | Mit dem Architekten Bernd Sikora unterwegs im Waldstraßenviertel

Wenn es einen Ort in Leipzig gibt, an dem man seine Italien-Sehnsucht bis zu Urlaubssaison stillen kann, dann ist es das Waldstraßenviertel. Nachdem es als Industriestandort zunehmend an Bedeutung verlor, entwickelte sich hier ab 1830 ein exklusives Wohngebiet.

Wenn es einen Ort in Leipzig gibt, an dem man seine Italien-Sehnsucht bis zu Urlaubssaison stillen kann, dann ist es das Waldstraßenviertel. Nachdem es als Industriestandort zunehmend an Bedeutung verlor, entwickelte sich hier ab 1830 ein exklusives Wohngebiet. Häuser im Stil der italienischen Renaissance und vor allem die dicht am Fluss gedrängten Wohnhäuser versetzen uns in ein Miniatur-Venedig.

Auch wenn der recht unbelebte Platz auf der Gustav-Adolf-Brücke noch an seinem Piazza-Charme arbeiten muss, ist er doch prädestiniert für den Beginn eines kleinen italienischen Stadtspaziergangs. Hier treffen wir den Architekten Bernd Sikora, der die Gestaltung der Platzoberfläche mitverantwortet hat.

Zur Fußball-WM 2006 wurde die Gustav-Adolf-Brücke als Ersatzneubau zweier Brücken über den Elstermühlgraben geschaffen. Ein kompliziertes Bauwerk, das auf zwölf Meter tiefen Pfeilern gegründet ist. Dort, wo sich heute der Platz befindet, floss einst die Elster zwischen den beiden Brücken entlang. Wenn er nachts beleuchtet wird, beschleicht den Betrachter eine Ahnung von dem Gefühl, wie es wäre, in einer Stadt am Wasser zu leben.

Auch Sikora träumt von der »Wasserstadt Leipzig«. Der Architekt hat den Slogan »Pleiße ans Licht« erfunden – eine Aktion, die von Leipziger Bürgern initiiert wurde, um die Revitalisierung der Leipziger Fließgewässer voranzutreiben. Während wir die Jacobstraße Richtung Goerdelerring entlangschlendern und staunend die direkt ins Wasser gebauten Hinterhäuser der Rosentalgasse betrachten, wird der Wunsch nach einem Leben am Wasser immer größer. Einzig und allein der Gedanke an die Mückenplage, welche die Nähe zum Fluss wahrscheinlich macht, könnte das Italien-Idyll trüben. Doch Sikora schmunzelt nur ob solcher Bedenken. An der Angermühlbrücke angekommen deutet er auf eine Unterführung. Dort, erklärt er, leben Wasserfledermäuse, die sich um das Problem kümmern.

An der neu gebauten Angerbrücke endet der künstlich angelegte Pleißemühlgraben. Das Wasser wird über das originale Wehr der Rosentalbrücke in den Elstermühlgraben geleitet und fließt dann weiter zur Gustav-Adolf-Brücke, dem Ausgangspunkt unserer Promenade.

Die Pleiße selbst ist verschüttet; nur ein Fußweg, der sich ausgehend vom Goerdelerring zwischen Rosentalgasse und Lortzingstraße entlangschlängelt, erinnert an ihren ursprünglichen Verlauf. Es gibt die Absicht den Fluss wieder hervorzuholen. Sikora, obwohl Vater der Idee, ist dennoch dafür, dieses Geld lieber in den Stadthafen zu stecken. Schließlich gelte es, endlich Boote in die Stadt zu holen.

Bereits 1864 hatte es innerstädtischen Bootsverkehr gegeben. Die damaligen Städteplaner wären wahrscheinlich nie so weit gegangen, von einer Bootsverbindung nach Hamburg zu träumen. Doch genau das ist Sikoras Ziel. Damit wir bald in einer Stadt am Meer leben.


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