Sir Simon Battle hat mit »Battle« eines der schönsten Debütalben des Jahres herausgebracht. Im richtigen Leben heißt er Simon Frontzek. Anlässlich des Interviews nehmen wir auf zwei geklauten Stühlen vor der naTo Platz. Er bietet mir eine Camel an, obwohl er gar nicht raucht. Weil es cool ist, wie er sagt. Ich raube ihm die Illusion und nehme die Sorte trotzdem an.
Sir Simon Battle hat mit »Battle« eines der schönsten Debütalben des Jahres herausgebracht. Im richtigen Leben heißt er Simon Frontzek. Anlässlich des Interviews nehmen wir auf zwei geklauten Stühlen vor der naTo Platz. Er bietet mir eine Camel an, obwohl er gar nicht raucht. Weil es cool ist, wie er sagt. Ich raube ihm die Illusion und nehme die Sorte trotzdem an.
kreuzer: Was hältst du vom Rauchverbot?
SIR SIMON BATTLE: Finde ich nicht so gut. Auf Konzerten, auf denen nicht geraucht wird, fühlt man sich immer wie in einer Aula. Furchtbar.
kreuzer: Deine erste Tour ist gerade vorbei. Nun spielt ihr auf Festivals, unter anderem auf dem Populario. Da wirst du nicht nur als Sir Simon Battle, sondern auch als neuer Keyboarder von Tomte auf der Bühne stehen. Wie kam es dazu?
BATTLE: Ich kenne die schon lange. Als ich Tomte das erste Mal gesehen habe, fand ich sie super, weil sie so rücksichtslos auf ihre Instrumente droschen und ihnen offensichtlich alles so egal war. Letztes Jahr ist Bassist Olli ausgefallen, und ich habe auf der Tour drei Tage lang seinen Part übernommen. Dann ist Timo ausgestiegen, und Max hat das Schlagzeug übernommen, also brauchten sie jemanden, der am Keyboard sitzt. Sie haben mich gefragt. Da ich mich immer langweile, habe ich gesagt: Na, da mach ich doch mal mit.
kreuzer: Du warst auch mal Schlagzeuger bei I Might Be Wrong. Spielst du jedes Instrument, das es so gibt?
BATTLE: Oboe, Klarinette und Geige leider nicht. Die würde ich gerne spielen.
kreuzer: Deine Songs schreibst du alle selbst. Setzt du dich hin, spielst alle Instrumente ein und sagst später deiner Band, wie sie die spielen soll?
BATTLE: Ich nehme die Sachen erst alle selbst auf und schicke sie dann herum. Das ist aber nur ein Vorschlag. In meiner Band sind ja vier denkende Leute und keine Maschinen, denen man alles vorgeben könnte. Eine klare Diktatur, so gerne ich sie auch hätte, funktioniert nicht. Die bringen schon ihr eigenes Zeug rein, gerade beim Live-Spielen, und das ist gut!
kreuzer: Euer Schlagzeuger kommt aus Leipzig. Seid ihr dadurch öfter hier?
BATTLE: Wir haben hier schon mal geprobt. Eine gute Stadt. Ich bin gerne hier.
kreuzer: Anscheinend auch in anderen Städten. Auf deinem Album geht es viel um Bahn, Auto und ums Wegfahren. Nimmst du wirklich, wie im Song »Credit Cards & Trains« besungen, deine Kreditkarte und steigst einfach in einen Zug?
BATTLE: In Extremzeiten meines Lebens, wenn es mir richtig schlecht ging, habe ich das gemacht. Das hilft. Dich zermürbt irgendwas, und bevor du dir nur Gedanken machst, schlechte Laune hast und in deiner Wohnung die Wände anstarrst … Mit einer Kreditkarte kannst du überall hinfahren, selbst wenn du kein Geld hast.
kreuzer: Bekommt man die einfach so?
BATTLE: Ich habe als 19-Jähriger in einer Computerfirma gearbeitet und ganz gut verdient. Wenn regelmäßig Geld auf dein Konto kommt, dann bekommt das die Bank mit und fragt: Herr Frontzek, wie wäre es mit einer Kreditkarte? Na, immer her damit!
kreuzer: Du hattest wirklich den typischen Acht-Stunden-Job, von dem der Song »nine to five« handelt. Ist das so frustrierend, wie du es besingst?
BATTLE: Das ist eine ganz komische Sache. So ein Job ist ja nicht unbedingt schlecht. Aber du gehst dann als junger Mensch jeden Tag ins Büro und kommst in diesen Trott rein. Und dann fragst du dich: Was, zum Henker, mache ich hier überhaupt? Die Merkwürdigkeit eines 9-to-5-Jobs besteht wirklich darin, dass du deinen Tag damit ausfüllst, irgendwo hinzugehen und sinnloses oder auch weniger sinnloses Zeug zu tun. Es hat schon auch Spaß gemacht, Geld zu verdienen. Aber es ist immer das Gleiche und bringt dich überhaupt nicht weiter.
kreuzer: Du singst auch über Probleme von Fernbeziehungen. Ist es unangenehm, wenn sich die beschriebenen Personen in den Liedern wiedererkennen?
BATTLE: Das ist auf jeden Fall komisch. Mit den Leuten, die es betrifft, habe ich jedoch kaum noch Kontakt. Aber zwei, drei Personen können die besungenen Situationen in ihrem ganzen Zusammenhang verstehen.
kreuzer: In was für einem Gemütszustand entstehen deine Lieder?
BATTLE: Sehr nachts, sehr müde, sehr down. Ich bin eher ein müder Typ, in dem Sinne, dass ich zwar schlafen will, aber nicht kann.
Beim Konzert ist er dann nicht müde, und es herrscht alles andere als die Atmosphäre einer Aula. Und beim Populario darf sowieso geraucht werden.